V O L U M E 1 0 , D O C U M E N T 8 2 a 1 7
die mindeste Aussicht, dass man dieses Geld sofort bekommen kann. Der kleine
Teil, der noch vorhanden ist, muß unbedingt für den Fall einer Krankheit aufgespart
werden. Du siehst also, dass wir vollständig auf das angewiesen sind, was Du uns
schickst. Wir leben so einfach als man überhaupt kann, und doch wissen wir
manchmal nicht recht wie durchschlupfen. Wir haben auch versucht nebenbei et-
was zu verdienen, aber bis jetzt ist es uns nicht gelungen. Dass wir nicht viel be-
kommen haben in der letzten Zeit, das weißt Du, und mit der Karte habe ich Dich
nur bitten wollen, das, was Du schicken kannst, regelmäßig zu
senden.[4]
Wenn Du
Dich in unsere Lage denkst, wirst Du diese Bitte begreifen und kannst das nicht als
etwas böses empfinden.
Seit Mama wieder zurück ist, hat sie an Geld erhalten:
v. Herrn
Karr[5]
Fr. 600.–
v. Auergesellschaft Fr. 1 000.–
v. Kantonalbank
[6]
Fr. 600.–
Fr 2 200.–
davon ab für Steuern (halbjährig) 200.–
Rest Fr. 2 000.–
Bei der jetzigen
Teuerung[7]
ist das sehr wenig für 3 Personen in 5 Monaten. Also
ich hoffe, Du verstest mich jetzt, und wirst mir nichts nachtragen.
Die Ferienverlängerung kann ich nicht besorgen, die Mama wird es mir näch-
stens
machen.[8]
Wir werden also, denke ich, am 5. od. 6.
kommen.[9]
Schreibe mir
auch, ob man dort musizieren kann und ob ich vielleicht etwas Noten mitnehmen
soll. Du könntest für die Geige sorgen. Ich habe noch nicht können aufs Konsulat
gehen, weil ich zu den Bureaustunden immer Schule
habe.[10]
Die Gebüren sind auf
alle Fälle groß, ich habe von bekannten gehört, über 30 Fr. pro Visum. Es wäre gut,
wenn Du möglichst schnell eine Eingabe um Ermäßigung machen würdest.
Wenn ich in den nächsten Tagen noch nicht Zeit finden sollte, aufs Konsulat zu
gehen, würde ich Mama gehen
Viele Grüße vom
Adn.
ALS. [144 022].
[1]This letter is dated on the assumption that it was written after Einstein to Mileva Einstein-Maric; ,
23 July 1920 (Vol. 10, Doc. 81), and before Einstein to Eduard Einstein, 1 August 1920 (Vol. 10,
Doc. 96) (see notes 6 and 9).
[2]On the severe illnesses suffered by Mileva during the years 1916–1917, and their repercussions,
see, e.g., Einstein to Heinrich Zangger, 18 August 1916 (Vol. 8, Doc. 250a, in Vol. 10).
[3]Zorka Maric; (1883–1938) had been institutionalized at the Burghölzli asylum in Zurich from ca.
February 1918 to June 1920 (see Einstein to Mileva Einstein-Maric; , 5 December 1919 [Vol. 9,
Doc. 190], note 2).
Previous Page Next Page