D O C U M E N T 1 7 J A N U A R Y 1 9 2 2 8 1 ken.[4] Ich nehme an, wie Sie sehen, dass Ihnen viel mehr an den Glasversuchen gelegen wäre als an meinen dummen theoretisch-philosophischen Spekulationen über die anschauliche Welt. Trotzdem möchte ich mir erlauben, Ihnen in der näch- sten Woche mein endlich fertiggestelltes (kurzes!) Manuskript für die „Beiträge z. Phil. d. d. Idealism.“ zu übersenden, und zwar mit der folgenden herzlichen Bitte: 1) wenn es Ihrem Urteil nach zwecklos ist, es einfach in dem beigefügten postfer- tigen Umschlag in den Briefkasten zu werfen 2) wenn Sie das Problem an sich für wertvoll, die Lösung aber für fehlerhaft finden, mir einige Winke am Rand zu er- teilen. Dazu wollen Sie sich beliebig lange Zeit nehmen es tut ja nicht not, die Sa- che so rasch zu veröffentlichen, obwohl mir gerade daran lag, gegen das philosophische Pamphlet der „Männin“ („Kant contra Einstein“) einen vernichten- den Schlag zu führen und zwar in der wissenschaftlichen Zeitschrift selbst, in deren Beiheften dieses Jammerprodukt erschienen ist.[5] Andernfalls könnte ich auch an die „Naturwissenschaften“ gehn doch mir scheint eine philosophische Zeitschrift geeigneter.— Übrigens darf ich Sie wohl auf einen Druckfehler aufmerksam machen, der auch in der 13. Auflage Ihrer Vieweg-Schrift stehn geblieben ist: Auf S. 75 erscheint die Oberfläche der Kugel = (zweimal).[6] Wenn das Frau Rippke Kühn liest, so wird Sie vermutlich glauben, das sei eine Folgerung des A.R.P. (Man muss diesen „Kritikern“ vom Walkürengenre alles zutraun!)– Dürfte ich nun die Bitte aussprechen, das Sie mein Manuskript wenigstens ein- mal überfliegen? Sie werden ja sofort erkennen, ob es Unsinn ist, und dann bekom- me ich es doch bald zurück andernfalls habe ich dann wenigstens die schwache Hoffnung, dass „etwas daran ist“, und wollen Sie es dann nur recht lange bei sich behalten, bis Sie einmal in Stimmung sind, die Bemerkungen dazu zu machen. Selbstverständlich würde ich bei der Veröffentlicung mich an die bei Ihnen bestan- dene „Nachprüfung der Ergebnisse“ in einer passenden Anmerkung beziehn, wie Sie ja auch Cassirer in diesem Sinne mit Ihrer Autorität gestützt haben.[7] Denn was Philosophen im allgemeinen über solche Dinge [zu]sammenphilosophieren, das hat wenig Kredit ohne Ihre „Imprimatur“. Dann könn[te i]ch die Sache auch in die „Philosophischen Briefe“ hineinarbeiten[8] und der Theorie einen kleinen Dienst erweisen, oder vielmehr den Menschen, denen die „neue Physik“ ein Buch mit sie- ben Siegeln bleibt. Mit unserem Jenaer Mathematiker Prof. Köbe[9] unterhalte ich mich über das Raumproblem öfter er gedenkt die mathematischen Grundlagen „verständlich“ zu bearbeiten, zunächst in einer Vorlesung zur Vorbereitung für die Theorie. Wollen Sie besonders den Ausdruck „Invarianz der Naturgesetze“ = „In- varianz der allgemeinen analytischen Form der Naturgesetze“ under die Lupe neh- men. Es sollte dieses Wort nur Ihren eigenen Gedanken ausdrücken. πr2
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