D O C U M E N T S 1 5 1 , 1 5 2 A P R I L 1 9 2 2 2 6 9 151. To Charles-Eugène Guye[1] Berlin, den 18. IV. 22. Sehr geehrter Herr Kollege! Vor allem mein herzlichstes Beileid zu dem schweren Verlust, den Sie und die Wissenschaft erlitten haben. Langevin hat mir in Paris erzählt, dass Ihr Bruder das tragische Opfer einer falschen medizinischen Theorie geworden ist.[2] Was nun den Vortrag in Genf anbelangt,[3] so muss ich um Ihre gütige Nachsicht bitten, denn ich bin so sehr in Anspruch genommen, dass ich nicht daran denken kann, eigens eine Reise nach Genf zu machen. Dass ich aber in der nächsten Zeit sowieso nach der Schweiz käme, ist nicht anzunehmen, da ich meine Buben wegen der fatalen Valuta-Verhältnisse stets nach Deutschland kommen lasse. Wir haben und hier im Seminar ausführlich mit Ihrer Arbeit über das Bewe- gungsgesetz der Elektronen beschäftigt und waren einstimmig der Meinung, dass Ihre Bestätigung der Theorie die präziseste von allen ist.[4] Seien Sie nicht ungehalten, dass ich nach Paris gegangen bin ehe ich in Genf war die Reise war notwendig im Interesse der internationalen Beziehungen, ohne- dies wäre ich nicht hingegangen. Für die Mitteilung der Relativitätstheorie ist durch Literatur genügend gesorgt. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr TLC. [11 400]. The letter is addressed “Herrn Prof. Dr. Guye Genf.” [1]Guye (1866-1942) was Professor of Physics at the University of Geneva. [2]Philippe A. Guye (1862–1922) was Professor of Chemistry at the University of Geneva. He died of anemia (see Chodat 1922). [3]For Guye’s invitation, see Abs. 141. [4]Guye and Lavanchy 1915. Their measurements of the velocity dependence of the mass of cath- ode rays confirmed special relativity. 152. To Romain Rolland [Berlin,] 19. IV. 22. Hoch verehrter Romain Rolland! Erst heute komme ich dazu, Ihnen für Ihren lieben Brief zu danken.[1] Ich bin glücklich, dass mein Aufenthalt in Paris so harmonisch verlaufen ist und hege die freudige Überzeugung, ein Weniges zur Annäherung der Geister beigetragen zu ha- ben. Besonders froh bin ich, nichts von Siegesstolz und Übermut gesehen zu haben, sondern Menschen, die von Verantwortungsgefühl erfüllt sind. Die Hauptschwie- rigkeit sehe ich darin, dass hier sowohl als auch in Paris eine starre Überzeugung
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