4 1 0 D O C U M E N T 2 8 8 J U L Y 1 9 2 2 und Bewunderern, die Sie aus der Ferne lieben, den Vorzug vor den andern geben, die Ihr Heim bestürmen.— Bei der Kanttagung in Halle[2] sprach ich Ihren russischen Übersetzer Dr. Itelson und liess mir viel von Ihnen erzählen.—[3] Ich hoffe auch in nicht zu ferner Zeit mich Ihren mathematischen Interpreten einzureihen, wenn auch nicht so hoch über alle emporragend wie Weyl.[4] Als Schüler und Verehrer von Sophus Lie[5] bin ich Ihnen so dankbar, dass durch Ihre Theorien wieder die Aufmerksamkeit auf die Liescher Begriffsbildungen gelenkt worden ist, und von diesem Gesichtpunkt aus werde ich einmal, wenn ich ganz ein- gedrungen bin, eine mathematische Einführung in Ihre Theorien schreiben.— Mein Königsberger Bruder, der Philosophieprofessor Dr. Arnold Kowalewski[6] (bekannt durch seine Psychologie des Pessimismus und sein Schopenhauerbuch, sowie durch seine Buntordnungslehre) hat sich viel mit den mehr oder minder schlechten Schriften beschäftigt, die von philosophischer Seite Ihrer Lehre gewid- met worden sind, von dem lächerlichen Kraus bis zu dem tiefer eindrigenden Schlick.—[7] Er hat sich erlaubt, Ihnen sein kleines blaues Heft über Buntordnung zu schik- ken—es war gerade vor Ihrer Pariser Reise.— Sie haben es gewiss aus begreiflichen Zeitmangel nicht angesehen, und man kann auch aus diesem ersten Heft nicht erkennen, wie viel sich aus dieser neuen kombinatorischen Idee ziehen lässt. Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihm ein anerkennendes Wort schrieben. Denn es gibt wenige Philosophen, die ir- gend eine wertvolle Idee, besonders eine mathematische Idee, gefunden haben. Die Anordnung aller Kombinationen p-ter Klasse, z. B. aller [Amben], in eine mög- lichst bunte Reihe, so also, dass die Wiederkehr eines Elements möglichst hinaus- geschoben wird, ist für viele experimentalpsychologische Fragen von Wichtigkeit, vielleicht auch auf andern Gebieten.— Wir haben hier die Professur von Hallwachs zu besetzen.[8] Man wünscht einen tüchtigen Experimentator. Dr. Dember, der hier tit. a. o. Prof. ist und auch Ihre Theorie kennt, scheint mir sehr geeignet.[9] Wie urteilen Sie über ihm? Er ist, glau- be ich, Schüler von Warburg.[10] Könnten Sie nicht, wenn er Ihnen dessen würdig erscheint, etwas für ihn tun, indem Sie mir ein empfehlendes Wort über ihm schrei- ben. Oder empfehlen Sie uns irgend einen andern, den Sie für tüchtig halten. König in Giessen[11] hat mich für Richard Gans (jetzt in La Plata) interessiert.[12] Was hal- ten Sie von ihm? Nur in der Hoffnung, dass Sie noc[h] aus der Prager Zeit ein wenig Interesse für mich haben, wage ich Ihre Zeit mit solchen Dingen zu belasten. In herzlicher Verehrung bin ich Ihr ehemaliger Prager Kollege G. Kowalewski.
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