D O C U M E N T 3 4 3 S E P T E M B E R 1 9 2 2 4 9 3 Gruß F. Haber AKS. [12 336]. The postcard is addressed “Herrn Prof. Dr. Albert Einstein Berlin W 30 Haberlandstr. 5,” and postmarked “Oberstdorf [3] Sep. 22 V[ormittags] 11–12.” There is a picture of the Breitach- klamm on the verso. [1]Sturmann’s Cave and “The Great Zwing” in the neighborhood of Oberstdorf in the Bavarian Alps. 343. From Henry N. Brailsford 67 St. George’s Square, London, S. W. 1, den 4ten September 1922 Hoch verehrter Herr Professor! Es ist meine Meinung, dass bei dieser entsetzlichen Krise im Leben des deut- schen Volkes ein offener Brief von Ihnen möglicherweise einen grossen, ja viel- leicht einen entscheidendenden, Einfluss haben könnte, indem er den Ruckkehr der öffentlichen Meinung zur Vernunft beschleunigen könnte.[1] Nicht bloss, dass Sie vielleicht der einzige Bürger der deutschen Republik sind, dessen Name bei allen, selbst bei denen, welche ihre politische Vorurteile noch behalten, Dankbarkeit und Verehrung erregt, sondern die Tatsache, dass Sie der wissenschaftlichen Wahrheit gewidmet sind, müsste sofort jede Aussage, die Sie über die Angelegenheiten der jetzigen Zeit machen sollten, über den politischen Streit hinweg erheben. Ich glaube, dass die Fragen, auf welche englische Leser besonders gern eine Antwort haben möchten, die folgenden sind:— (1) Manche unter uns wissen, dass die wirtschaftliche Krise, welche Deutsch- land seit dem Waffenstillstand erlebt hat, die schlimmsten Folgen für Wissenschaft und Kultur im allgemeinen gehabt hat. Aber ein verhältnismässig enger Kreis be- greift diese Tatsache, und dieser weiss auch nicht näheres daruber. Konnen Sie uns aus eigener Erfahrung und aus Ihrer Kentniss der Verhältnisse in den deutschen Universitaten erzählen, wie die allgemeine Verarmung auf sie eingewirkt hat? Ist es übertrieben, wenn man behauptet, dass diese Umstände, wenn sie auf langere Zeit weiter bestehen, die ganze Zukunft der europäischen Kultur bedrohen? (2) Wird durch Ihrer Erfahrung der Eindruck bestätigt, welchen ich bei einem neulichen Besuch in Deutschland empfing, dass die materielle und kulturelle Le- benshaltung des Mittelstandes noch schlimmer gelitten hat als die der Arbeiterklas- se? Und glauben Sie aus Ihrer Erfahrung, dass sowohl Studenten wie Lehrer besonders schmerzlich von dieser neuen Verarmung betroffen sind?[2]
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