7 5 0 D O C U M E N T 4 5 8 M A R C H 1 9 2 3 458. From Hermann Anschütz-Kaempfe Kiel, Heikendorferweg 23, d. 31 März 23 Lieber verehrter Professor Einstein! Ich weiß nicht, ob diese Zeilen Sie in Berlin bereits vorfinden oder auf Sie war- ten, aus ihren beiden Mitteilungen aus Japan u. Spanien[1] entnehme ich jedoch, daß es so ungefähr stimmen wird. Wir, d. h. meine Frau u. ich, sind seit 14 Tagen hier u. wollen noch ca. 4 Wochen bleiben, dann ruft uns wieder allerlei Dringliches nach Lautrach. Lieb wäre es von Ihnen, wenn Sie kämen, so lange wir hier sind u. der interessanten Arbeit giebt es genug. Der neue Kompaß ist einstweilen in seiner ersten Ausführung den Winter über tüchtig gequält worden u. hat sich ganz prächtig benommen wir sind gerade dabei die zweite Kugel in etwas verbesserter Form auf den Versuchsstand zu bringen. In meinem Briefe an Sie an die Universität Tokio habe ich Ihnen über Ihre Woh- nung berichtet da ist jetzt bis auf Kleinigkeiten Alles fertig u. sie harrt Ihres Einzuges [2] sogar 2 Eingänge hat sie, einen für Herrschaften u. einen, wie Kossel[3] sich ausdrückt für Lieferanten u. Experimental-Physiker. Zur Zeit denken wir über einen achsenlosen Wende-Motor nach d. h. über einen Relais-Motor dessen Rotor durch elektro-induktive Abstoßung centriert wird ich denke, das muß gehen u. die Empfindlichkeit muß dann sehr groß werden. Ob Berlin resp Ihre Freunde dort nicht sehr böse sind, wenn Sie so bald wieder fort wollen aber lieb wär’s schon, wenn Sie bald kämen, damit wir Sie selbst hier installieren können. Und im Mai Juni sind wir doch fort und im August ist Ihr Zim- mer für Sie u. Ihre Buben in Lautrach schon reserviert. Mit herzlichen Grüßen von uns beiden u. der ganzen Firma Ihnen u. Ihrer Frau Gemahlin Ihr Anschütz-Kaempfe ALS. Lohmeier and Schell 2005, pp. 178–179. [37 383]. [1]The postcard sent from Madrid is Doc. 441. [2]The apartment was located in the same building in which the Anschützes roomed when in Kiel and from which Anschütz sent the present letter (Lohmeier and Schell 2005, p. 62). [3]Walther Kossel.
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