1 0 4 D O C U M E N T 6 1 J U N E 1 9 2 3 Mama immer ärgerst und aufregst und ich finde es ist auch ¢eine² recht unschön mir gegenüber mit diesen geschäftlichen Sachen so umzugehen. Ich bitte Dich also möglichst bald Klarheit zu schaffen und erwarte aus Amerika die Nachricht Dein Adn. ALS. [144 383]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document. [1]Dated by the assumption that it was written after Doc. 58 and before Doc. 59. [2]Albert Karr-Krüsi had complained about this discrepancy in Doc. 65. [3]Ladenburg, Thalmann & Co. in New York. [4]Mileva Einstein-MariF. 61. To Heinrich Zangger [Berlin, after 9 June 1923][1] Lieber Freund Zangger! Das tiefe Interesse, das Sie an unserem Schicksal nehmen, macht mir Eindruck. Ich sage nichts anderes zu der Mitteilung über Tete, als dass ich den Jungen innig liebe, dass das Mögliche für ihn geschehen soll, und dass man ohne viel zu speku- lieren, nehmen soll und muss, was das Schicksal bringt.[2] Sobald seine Kur fertig ist, nehme ich ihn für den Rest der Ferien zu mir, wo er tadellose Verpflegung ha- ben wird, zum Unterschied von einigen früheren Ferien, wo wir in einer gewissen Boheme lebten. Die Schwierigkeiten mit Albert stammen äusserlich aus einem Briefe, in dem er mir gegenüber ganz unmögliche Töne anschlug, die ich nur als Rohheit und Mangel an Achtung charakterisieren kann.[3] In der Tiefe sitzt der Groll wegen der Trennung, das mag wohl sein. Aber wenn eine gewisse Grenze überschritten wird, dann ist das Zusammensein unmöglich. Ich leide sehr darunter und glaube, dass auch er leidet. Denn er ist gar nicht oberflächlich, ich möchte fast sagen, zu wenig oberflächlich. Es wird nicht so leicht sein, nachhaltig zu bessern, weil bei ihm eine tief eingewurzelte Gesinnung vorliegt, deren Aeusserung mir un- erträglich ist. Mit dem Völkerbund scheint es mir so zu sein, dass gegenwärtig von ehrlichem Willen zur Objektivität wenig vorhanden ist. Die Entscheidungen beweisen es (Wilna z. B.).[4] Am abscheulichsten ist, wenn unter einem edlen Vorwand sich die Unredlichkeit verbirgt. Aber trotzdem war mein Schritt vielleicht ungünstig, weil eine kämpfende Minorität von Gutgesinnten getroffen wird.[5] Meine Zugehörig- keit zu der Schweiz oder gar zu Deutschland spielt wohl gar nicht in mein Urteil hinein. Das Verhalten der Staaten und überhaupt grösserer Gemeinschaften wird mehr durch Situationen und Tradition bestimmt als durch Motive, deren morali-
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