DOC. 177 ACCEPTANCE OF GOLD MEDAL 287 128 befriedigende Lösung dieser Frage mit Hülfe der Gravitationskräfte noch nicht vorhanden und das Geheimnis des Unterschieds der Masse der positiven Kerne und der negativen Electronen mahnt uns noch dasz es noch viel zu untersuchen giebt. Und noch weiter in der Ferne liegt die Verknüpfung der Quanten-Theorie mit Ihrer Gravitations-Theorie, welche manche Forscher für möglich halten. Es ist aber bisher eine leere Möglichkeit geblieben. Und nun will ich noch etwas sagen über die Folgen Ihrer Theorie für die Aether- frage. Ich sagte schon dasz ich es Ihnen nicht hätte vergeben können, wenn Sie den Aether entgültig aus der Phyzik weggeschaft hätten. Aber das haben Sie keines- wegs gethan. Sie haben ihn nicht vernichtet, sondern blosz zeitweise in Ihrer Werkstätte aufgehohen. Und nachdem er tüchtig umgearbeitet und modernisirt worden war, haben Sie ihn wieder an seinem Platz im Gebäude der theoretischen Physik aufgestellt. Und freilich er bedürfte einer solchen Neubearbeitung. Der alte Aether war starr, er streckte sich homogen ins Unendliche hinaus und die Kraftfelder und deren Energie, welche ihr Sitz in ihm hatten, waren ihm wesensfremd. Der neue Aether ist geschmeidig, die in ihm bestehende Energie ist ihm wesensgleich er ist von Punkt zu Punkt verschieden mit den Kraftfeldern und er erstreckt sich nicht ins Unendliche. Diese letztere Eigenthümlichkeit scheint mir auch ein groszer logischer Vorteil zu sein. Das Unendliche scheint mir nämlich nur ein limitativer Begriff. Von etwas physikalich Realem kann niemals eine unendliche Menge anwesend sein. Und die physikali.che Realität welche wir dem Aether zuschreiben schlieszt die Unendlichkeit aus. Wenn man unter dem Worte „Weltall” den Aether mit einbegreift und ako damit andeutet alles physikalische und allen Raum wo die Körper hingelangen können und wo es überhaupt physikalische Erscheinungen geben kann, so scheint mir Ihre Behauptung, dasz die physikalische Welt geschloszen und endlich sei, so dasz sie nur eine endliche Aethermenge enthalten kann, unbedingt den älteren Vorstellungen vom Weltall vorzuziehen. Und so ist Ihr System einerseits dasjenige das am tiefsten in die feine Structur der elementar-Teilchen eindringt, andererseits aber auch dasjenige das am besten die ganze physikalische Welt zu umfassen vermag. Und nun will ich endigen. Als wir am 31 sten October die Medaille LORENTZ überreichten, sagte er etwa „wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich sagen dasz die Medaille eine Anregung zu noch intensieverer Arbeit für mich sein würde”. Sie sind mehr als 20 Jahre jünger als LORENTZ, und doch musz ich Sie warnen, wenn Sie etwas derartiges sagen, so glauben wir Ihnen nicht. Wir wissen dasz es etwas anderes und mächtigeres ist was Sie antreibt und Ihnen keine Ruhe läszt.Wi beabsichtigen nicht Sie zu neuen Untersuchungen anzuregen. Wir wollen nur auf die Weise die dem „Genootschap” zur Verfügung steht Zeugn's unserer Dank- barkeit für das Viele ablegen was wir aus Ihren Untersuchungen gelernt haben. Oder vielleicht ist es besser nicht von „Vielem” zu sprechen. Denn obschon wir viele verschiedene Punkte erwähnen können, so sind diese Punkte doch nicht unabhängig von einander. Es sind nicht „multa” sondern es ist ein gros- ses „Multum”. Wir verdanken Ihnen einen tieferen Einblick in die Einheit der Natur. Prof. EINSTEIN daarop het woord nemende zegt het volgende: Geehrter Herr Bürgermeister, geehrte Mitglieder der Genootschap, geehrte [1] Anwesende ! Erlauben Sie mir, dass ich zuerst meinen tief gefühlten Dank für die Verleihung Ihrer Medaille Ausdruck gebe, deren Bedeutung für mich noch dadurch besonders erhöht wird, dass sie mir zusammen mit unserem hochverehrten Meister, Herrn LORENTZ zuerkannt wurde. Ich betrachte diese Anerkennung nicht nur als ein beglückendes Zeichen für die Wertschätzung, die Sie meiner Lebensarbeit entgegen- bringen, soudern vor allem auch als ein Symbol der alten Freundschaft und Zusam- menarbeit, die mich seit vielen Jahren mit den Fachgenossen Ihres Landes eng verbindet.
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