D O C U M E N T 1 8 6 D E C E M B E R 1 9 2 3 3 0 3 186. To Marcel Grossmann [Berlin,] 28. XII. 23. Lieber Grossmann! Ich freue mich immer sehr über ein Lebenszeichen von Dir, ob Du mir nun we- gen des Völkerbundes eine Lektion gibst oder mir sonst was mitteilst.[1] Mit dem Vortrag wird es nichts werden.[2] Denn erstens will ich nicht schon wieder so eine grosse Reise machen und zweitens hab ich nichts für den wüsten grossen Publico vorzutragen. Was Du über meinen filius schreibst, hat mich sehr gefreut.[3] An sei- nen Kindern sieht man, wie man sich allmählich zum Veteranen auswächst.[4] Mein Verhalten zum Völkerbund reut mich gar nicht.[5] Denn dieser ist einfach ein Werk- zeug der mächtigen Partei ohne jede selbständige Kraft, und es sieht auch gar nicht darnach aus, wie wenn was wirklich Wertvolles aus ihm werden könnte. Soll er im- merhin vegetieren, mag er auch im Einzelnen kleine Funktionen der Reibungsver- minderung ausüben können. Sein eigentliches Ziel diskreditiert er nur durch Mangel an Kraft und gutem Willen. Ich bin froh, nichts damit zu schaffen zu haben. Wissenschaftlich hab ich gegenwärtig eine sehr interessante Möglichkeit gefun- den um vielleicht (!) von der Relativitätstheorie aus den Thatsachen der Quanten gerecht zu werden ich will Dir die Arbeit senden, wenn sie gedruckt ist.[6] Wenn die Verfolgung des Gedankens nur nicht auf so infame mathematische Schwierig- keiten stiesse![7] Nun scheint sich endlich auch die Rotverschiebung der Spek- trallinien zu bewahrheiten, gegen deren Existenz bis heute noch ganz gewichtige Zweifel von Seite der Beobachtung vorliegen. S. John in Mount Wilson, der bisher am meisten skeptisch war betrachtet den Effekt nun auf Grund sehr umfangreicher und sorgfältiger Messungen als erwiesen.[8] Ich danke Dir sehr, dass Du mir die Möglichkeit nach Zürich zu kommen, bewahren willst.[9] Aber man ist hier so gut und aufmerksam gegen mich, und ich habe es so gut, dass es wirklich hässlich wä- re, wenn ich fortginge. In Zürich ist ja ausserdem die theoretische Physik in Debye und Weyl so vorzüglich vertreten wie vielleicht sonst nirgends in der Welt.[10] Dir und den Deinen wünscht ein glückliches 1924 Dein A. Einstein. ALSX. [11 466].
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