D O C U M E N T 4 5 1 M A R C H 1 9 2 5 6 8 3 451. To Chaim Weizmann Berlin, den 2. III. 1925. Lieber Herr Weizmann! Da ich im Begriff bin, auf längere Zeit Europa zu verlassen und es wohl möglich scheint, dass während meiner Abwesenheit die konstituierende Sitzung des Kura- toriums unserer Universität stattfinden wird, so möchte ich wenigstens auf schrift- lichem Wege Ihnen und den anderen Kollegen vom Kuratorium meine Auffassung über einige der Fragen, die vielleicht zur Diskussion stehen werden, unter- breiten.[1] Was zunächst die weitere Ausgestaltung der Universität betrifft, so ist es meine Überzeugung, dass ihr Charakter als einer Forschungsanstalt mit Lehrkursen für Fortgeschrittene wenigstens für die unmittelbare Zukunft beibehalten werden sollte.[2] Nur auf dieser Grundlage ist meines Erachtens der allmähliche Aufbau ei- ner Lehruniversität möglich, die eine wirkliche Schöpfung des jüdischen Geistes sein und in einer organischen Beziehung zum neuen Leben in Palästina stehen wird. Ich glaube auch, dass dies der einzige Weg ist, um eine im wahren Sinne wis- senschaftliche Anstalt aufzubauen, da wir uns bei einem so neuartigen Unterneh- men doch zuerst die geistige Materie erarbeiten, sowie die wissenschaftlichen Arbeiter heranbilden müssen. Unter diesem Gesichtspunkt glaube ich, dass wir auch an die schwierige Frage der Regelung der Verwaltung der Universität herantreten müssen, die ja nun ver- schiedentlich vorberaten worden ist.[3] Nach meinem Gefühl ist das Wichtigste hierbei, dass man den Gelehrten, die man an die Spitze der Institute stellt, mög- lichst grosse Freiheit in ihrer Arbeit zusichert. Ich halte die Schaffung eines allge- meinen jüdischen Kuratoriums für die Gesamt Universität und besondere Fach- männer-Körperschaften für die Verwaltung der einzelnen Institute für einen den gegenwärtigen Verhältnissen recht angemessenen Plan, da, wie ich hoffe, es mög- lich sein wird, auf diesem Wege der Anstalt das öffentliche Vertrauen zu sichern und die Intelligenz der Diasporah für ihren Aufbau fruchtbar zu machen. Nach den Eindrücken, die ich bei meinem Aufenthalt in Palästina gewonnen habe, glaube ich nicht, dass es überhaupt jetzt schon ratsam wäre, die Leitung in Palästina zu zentralisieren.[4] Ich hoffe, dass es gelingen wird, einen Modus zu finden, um die aktive Teilnahme aller an dem Werke interessierten Kreise der Diasporah zu si- chern und andererseits dem jüdischen Gemeinwesen in Palästina ein seiner wach- senden Bedeutung entsprechendes Mass der Mitwirkung und Mitverantwortung zu gewährleisten. Mit den besten Wünschen für das Gelingen des Werkes bin ich Ihr A. Einstein.
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