DOC. 58 DISCUSSION OF SIEDENTOPF 557
Physikalische
Zeitschrift.
10. Jahrgang.
No.
22.
779
densoren, dem
Paraboloidkondensor und
noch
besser dem
neuen
aplanatischen
Dunkelfeld-
kondensor
von
Zeiß lassen
sich
eine Reihe
von
Eigentümlichkeiten ultramikroskopischer
Ab-
bildung bequem
studieren,
wie die
Veränderung
der
Beugungsscheiben
durch
Diaphragmierung
der
Öffnung
des
Mikroskopobjektivs,
und die
praktisch wichtigen Erscheinungen nichtsphä-
rischer
und
asymmetrischer
Wellen.
Von
besonderem
physikalischen
Interesse
sind die
Anzeichen,
die auf
Doppelbrechung
in
den
Beugungsscheiben
hindeuten,
so
daß
wir bei
den
Ultramikronen
isotrope
und
aniso-
trope
unterscheiden
müssen.
Relativ
einfach liegen
die Verhältnisse noch
bei
Goldteilchen, welche das
Goldrubinglas
färben. Hier kommt
hinsichtlich,
des Polarisa-
tionszustandes
bis
zu
Großen, die
100 ////
nicht
sehr
übersteigen,
im wesentlichen
nur
die Ray-
Ieighsche
Welle
zur
Geltung. Entsprechend
zeigt
sich
bei
Beleuchtung
mit linear
polari-
siertem Licht
in
der
hinteren
Brennebene des
Mikroskopobjeklives jedesmal
in
demjenigen
Punkte
Dunkelheit,
welcher einer
zu
der Schwin-
gungsrichtung
im
Polarisator
parallelen
Rich-
tung
im Fokus
des
Objektives entspricht.
Jedes
Goldteilchen verhält
sich also wie
eine
linear
polarisierte Lichtquelle,
deren Schwin-
gungen
zur
Schwingungsebene
des Polarisators
parallel liegen.
In
der
Richtung
dieser Schwin-
gungen
kann kein Licht emittiert werden
-
daher der dunkle Fleck
-
weil das ja
sonst
auf
longitudinale Schwingungen
führen
würde.
Viel
verwickelter sind
die
Erscheinungen
bei Silberteilchen,
die sich
aus
kolloidaler Lö-
sung
durch
Adsorption
am
Glase absetzen.
Hier besteht, keine
Richtung
verschwindender
Intensität. Die Teilchen
verhalten sich bei
ringförmiger Seitenbeleuchtung
wie
kleine Licht-
quellen
,
in
denen nach
zwei
zueinander, senk-
rechten
Richtungen
das Licht
schwingen
kann.
Die
Mannigfaltigkeit
der
Erscheinungen
ist sehr
groß,
weil
die Teilchen
ungeordnet liegen,
in
allen Farben,
wenn
auch
vorwiegend
violett
auftreten,
und dazu noch
pleochrouisch
sind.
Die lichtstarken
Dunkelfeldkondensoron
eig-
nen
sich
schließlich auch
gut
zur
Momentauf-
nahme schnell ablaufender
mikroskopischer
Vor-
gänge.
Ich
zeige
als
Beispiele
Biider lebender
Bakterien, wie
der
Spirochaete pallida
und
lebender
Spermatozoen
des Menschen. Fur
den
Physiker
sind besonders interessant
Auf-
nahmen der
Brownschen
Molekularbewegung.
Eine bemerkenswerte
Bestätigung
der
kineti-
schen Theorie bieten Momentaufnahmen einer
kelloidalen
Silberlösung
nach
Carey
Lea
auf
fallender Platte, Die Teilchen beschreiben
eine
in der
Fallrichtung der Platte
ausnander ge-
zogene
Kusve
auf
der
Platte die
ganz
ussenei
-
niäÖipen
Schwingungen der
Teilegn
zeigen
•J'.s t.x -.
J.'
daß
auch
in
den kleinen Zeitelementen
von
1/100
Sekunde und darunter der
von
der
kine-
tischen Theorie
geforderte
Zufall
die
Schwin-
gungen regiert (vergl. Figur
auf Tafel
XIII).
Wie das
ausgestellte Demonstrationspräpa-
rat
und der
zugehörige Apparat zeigt,
ist die
Zusammensetzung
des
neuen
lichtstarken Ultra-
mikroskops
von
Zeiß
so
einfach. daß diese
wirkungsvolle
Demonstration
der
Brownschen
Bewegung
und
kolloidaler
Lösungen
allge-
meinere Aufnahme
in
den
physikalischen
und
chemischen
Experimentalvorlesungen
finden
sollte.
[1]
Diskussion.
v.
Ignatowsky: Ich möchte
bemerken,
daß
mein
Spiegelkondensor
schon seit
etwa
Januar
1909
von
der
Firma
E. Leitz
in
Wetzlar
genau
in
der
Weise
ausgeführt wird,
wie
Dr.
Siedentopf
es
hier
in
der
Figur
13
zeigte.
Die
Trennungsfläche
zwischen
den beiden Teilen
des
Glaskörpers
besteht
nicht
wie
früher
aus
einer
Ebene,
sondern
aus
einer
sphärischen
Fläche
weshalb die äußere
spiegelnde
Flache
tatsächlich eine
einzige Kugelfläche
bildet. Der
Strahlengang
ist dadurch sehr erheblich
ver-
bessert worden und
entspricht
dem
theoretisch,
berechneten
1).
Vortragender:
Ich
freue
mich
jedenfalls,
daß die Konstruktion
richtig
ist
und das ist
doch
der
Fall,
wenn
dieselbe Methode
von
zwei
voneinander
unabhängigen
und sich in
gewissem
Sinne
gegenseitig
kontrollierenden
Stellen
ge-
funden
ist.
Wesentlich
neu
ist meine
Erklärung
der
aplanatischen
Natur dieser Kondensoren,
aus
einer bisher unbekannten
Eigenschaft
der
Kardioide.
Übrigens
sind diese Kondensoren
nach
meinen
Angaben
schon
1908
von
Zeiß
ausgeführt
(Anm.
bei der
Korrektur),
auch
hat
damals schon Verf
auf
den
Konstruktionsfehler
in dem
Leitzschen
Spiegelkondensor
öffent-
lich hingewiesen
(vgl.
Zischr,
wiss.
Mikroskopie
25,
Seite
273ff.,
Fig.
13
u. 11, 1908).
Rubens: Ich möchte Herrn Dr. Sieden-
topf
fragen,
ob
er
diese schöne Methode
viel-
leicht
zur
quantitativen Messung
der
Brown-
schen
Molekularbewegung
benutzt hat. Nach
dem
Vorgang
des Herrn Perrin lassen sich
solche Versuche
zur
Ermittlung
der Loschmidt-
schen Zahl verwenden.
[3]
[2]
Vortragender:
Ich möchte das den
Phy-
sikern
im
Laboratorium überlassen.
[4]
Rubens:
Mir
fallt
auf,
daß die Methode
den
großen
Vorteil
bietet,
daß
man
die
in
Betracht kommenden Größen
in
Ruhe auf dem
Photogramm
ausmessen
kann.
[5]
Vortragender: Ich bitte die
Herren,
das
1)
In
dem
nächsten Heft der Zeitschrift
f.
wiss.
Mikro-
skopie
erscheint die
genaue Beschreibung
dieses
Spiegelkon-
densors und auch die
Abbildung
des
Strahlenganges.
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