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Man muss den Ernst dieser Situation ganz erfasst haben, um die Berechtigung
des von der speziellen Relativitätstheorie ágelieferten Befreiungñ eingeschlagenen
Weges klar einzusehen. Βevor wir auf diesen Weg eingehen, will ich noch zwei an-
dere Lösungsversuche erwähnen, welche nahe liegen und von verschiedenen For-
schern versucht worden sind.
Ausgehend von der Lichtäther-Vorstellung kann man zur Erklärung des Ergeb-
nisses des Fizeau’schen und des Michelson’schen Versuches folgende Überlegung
anstellen. Die vorliegende Schwierigkeit kann so formuliert werden: Nach dem
Fizeau’schen Versuche nehmen bewegte Flüssigkeiten den Aether nicht mit, wäh-
rend der Michelson’sche Versuch sich ohne Weiteres verstehen lässt, wenn man
annimmt, dass die Erde den Aether mitnehme. Warum sollte die Mitnahme des Ae-
thers nicht von der Grösse der Körper abhängig sein? Würde nicht der Michel-
son’sche Versuch vielleicht positiv ausfallen, wenn man ihn in genügender Entfer-
nung von einem Himmelskörper anstellen
könnte?[12]
Abgesehen davon, dass eine Theorie der partiellen Mitführung des Aethers
durch die Körper zur Aufstellung sehr willkürlicher Hypothesen zwingt und not-
wendig zu grossen Komplikationen führt, ist diese Theorie nicht imstande, von
einer dritten Erfahrungsthatsache, der Aberration des Fixsternlichtes infolge der
Erdbewegung um die Sonne Rechenschaft zu
geben,[13]
während die Erklärung
dieser Erscheinung der Lorentz’schen Theorie des ruhenden Lichtäthers keine
Schwierigkeit bietet.
Dass die Aberration im Falle des mitbe-
wegten (d. h. mit der Erde bewegten) Aether
nicht existieren würde, er kennt man aus fol-
gender elementaren Überlegung. In beilie-
gender Figur ist ein Stück Erdoberfläche an-
gedeutet. Die Erde möge nach rechts mit
konstanter Geschwindigkeit bewegt sein. Es
komme von einem im Zenith befindlichen
Stern Licht herab in Form von ebenen Licht-
wellen. Wir fragen nach dem Einfluss, den
die Aetherbewegung auf diese Lichtwellen
ausübt, um endlich zu erfahren, an welcher
Stelle man an der Erdoberfläche den Stern
sieht. Den Lichtäther denken wir uns in der
Umgebung der gestrichelten Vertikalen in horizontale Schichten geteilt. Diese
Schichten werden relativ zu einander horizontal gleiten, derart, dass die Horizon-
talgeschwindigkeit der Aetherschichten bei Annäherung an die Erdoberfläche all-
mählich vom Werte null bis zum Werte v übergeht. Die Lichtwellen werden von
Erdoberfläche
Translationsbewgn der Erde
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