DOCUMENT 27
JULY
1914 49
Abschied
vom
grosselterlichen
Hause schwer
fällt;
sie werden einen sehr
erträgli-
chen
Stiefvater in
mir
finden
Es
wird
nun sogleich
die
Scheidung
eingeleitet werden,
sodass alles
seinen
ra-
schen
Verlauf
nimmt.[2]
Meine
Kinder
darf
ich
nur
auf
neutralem
Boden
sehen,
nicht in
unserm
Hause. Dies
ist
gerechtfertigt,
weil
es
unrecht
ist,
den Kindern den
Vater
mit
einer andern
Frau
als ihrer
Mutter
vor Augen zu
führen.[3]
Ich
werde
mich
damit
abzufinden wissen. Dass
es
im
ersten Augenblick
fürchterlich
hart
war,
ist
doch
begreiflich.
Wie
kannst
Du Dich
darüber
wundem, dass der
Abschied
von
meinen
Kindern
für
mich
einen
wahren
Schicksalsschlag
bedeutet? Ich wäre doch
ein
wahrer
Unmensch,
wenn
ich anders
empfände.
Ich habe diese Kinder
unzählige
Male
Tag
und Nacht
herumgetragen,
im
Kinderwagen
herumgefahren,
habe
mit ih-
nen gespielt, geturnt,
gescherzt,
Früher
jubelten
sie,
wenn
ich
kam,
der
Kleine
ju-
belte
auch
jetzt noch,
weil
er
noch
zu
klein
war, um
die
Situation instinktiv
zu
er-
fassen.
Nun
sind sie
fort
für
immer,
und
das
Bild
ihres Vaters in ihrem
Geist
wird
systematisch
verdorben!
Aber
ich
glaube,
sie
werden
sich nicht viel daraus
ma-
chen,
und
es
ist auch
reichlich dafür
gesorgt,
dass ihnen nichts
abgeht.
Lieber
Schatz,
mach
dir
keine Vorwürfe. Die
Lappalie, wegen
deren
nun
der
Stein ins Rollen
kam,[4]
hatte
nur
die
Bedeutung
einer
Auslösung.
Es ist
für
einen
ehrlichen Menschen nicht
möglich,
eine Frau
zu
lieben und mit einer andern
ver-
heiratet
zu
sein.
Abgesehen
davon hätte ich
mich,
wenn
ich meinem
eigenen
Pri-
vatleben
gegenüber
nicht
so
gleichgültig gewesen
wäre,
mich schon
längst
schei-
den
lassen,
bevor ich Dich kennen und lieben lernte.
Besuchen
darf
ich
Dich nicht. Wir müssen sehr
heilig
thun in
dieser
Zeit.
Schau,
dass
der
Trennungsmonat
nicht
so
gar lange
wird;
ich sehne mich auch
schon sehr
nach
Dir. Bei
Euch
zuhause kann ich Dich
ja
übrigens besuchen,
so
oft
ich
will;
es
ist also
nicht
so
arg.
Sei
innig geküsst
von
Deinem
Albert
Herzliche Grüsse
an
die Kinder.
ALS.
[72 339].
[1]This letter is dated
on
the
assumption
that
it
was
written
immediately
after the discussion
on
the
terms
of
separation (see
the
preceding document).
[2]This
was
decided
perhaps
at the
meeting
with
the
lawyer,
which Einstein did not
attend
(see
the
preceding
document,
note
3).
[3]A
further term
of
the
agreement (see
the
preceding
document) stated “that Mrs.
Einstein
would
never
have
to
yield
the
children
to Einstein’s relatives”
(“daß
Frau
E. die Kinder nie
an
die Ver-
wandten E.
abgeben müsse.)”
See Anna Besso-Winteler
memorandum
to
Heinrich
Zangger, ca.
4
March
1918,
Appendix.
[4]Perhaps
Elsa Einstein had introduced the idea
of
finding a
lodger at Ehrenbergstraße (see
Doc.
23,
note
3).
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