DOCUMENT
47 JANUARY
1915
81
2)
Bei
der
Beschreibung
der
Relativbewegung
(beliebiger Art)
zweier Koordina-
tensysteme
K1
und
K2
ist
es gleichgültig
ob ich
K2
auf
K1
oder
umgekehrt
K1
auf
K2
beziehe. Wenn
K1
trotzdem dadurch
ausgezeichnet
ist, dass,
auf
K1
bezogen,
die
allgemeinen
Naturgesetze
einfacher
sein sollen als
inbezug
auf
K2, so
ist dieser
Vorzug
ein Faktum ohne
physikalische
Ursache:
Von
zwei
ihrer
Definition nach
gleichberechtigten Dingen
K1
und
K2
ist
eines ohne
physika-
lischen
(der Beobachtung
prinzipiell zugänglichen)
Grund
ausgezeichnet.-
Dagegen
sträubt sich
mein Vertrauen
auf
die
Folgerichtigkeit
des
Naturgesche-
hens aufs
kräftig[st]e.
Ein
Weltbild,
welches ohne eine
derartige
Willkür
aus-
kommt
ist nach
meiner
Meinung
vorzuziehen.
Ich
behaupte,
dass die
Theorie
der
allg.
Relativität,
wie sie
jetzt
vorliegt, von
diesem
Vorwurf frei ist.
Dies zweite
Argument
ist
schon
von
Mach aufs klarste
betont
worden.
Am
be-
sten
aber
lässt
es
sich
erläutern
durch einen
Vergleich,
den mein Freund
Besso
letz-
tes
Jahr
ersonnen
hat.[8]
Man denke sich in die
Zeit
zurück,
in
der
man glaubte,
die
Grundgestalt
der
Erd-
oberfläche
sei eine Ebene.
Da
konnte
man
auf
folgende
Auffassung
verfallen.
Alle
Richtungen
im
Raume
sind
zwar
an
sich
gleichwertig;
ich kann zwei Rich-
tungen nur
relativ
(durch
den
von
ihnen
gebildeten
Winkel)
geometrisch
beschrei-
ben.
Physikalisch
aber
gibt
es
in
der
Welt eine
bevorzugte Richtung,
nämlich
die
Vertikale.
Für
die
Bevorzugung
dieser
Richtung
gibt
es
keine
physikalische
Ursa-
che;
sie
spielt
die Rolle
einer
"prima
causa“.
In dieser
Richtung
fallen die
Körper;
hiedurch
wird auch die
horizontale
Grundgestalt
der
Erdoberfläche verursacht.
Vergleichbar
sind dabei
folgende
Dinge:
Geometrische
Gleichwertig-
keit der
Richtungen
Bevorzugung
einer Rich-
tung
ohne
physikalische
Ursache
[In]
Wahrheit ist das Fallen &
die
Bevorzugung
der Verti-
kale
durch die Massen
der
Erde
bedingt
Kinematische
Gleichwertig-
keit der
verschieden
beweg-
ten
Bezugssysteme
Bevorzugung
eines Bewe-
gungszustandes
ohne
Zulas-
sung
einer
physikalischen
Ursache
In Wahrheit ist
das
Trägheits-
verhalten der
Körper,
sowie
das Galilei’sche
Bezugssy-
stem durch die
übrigen
wahr-
nehmbaren
Dinge
der
Welt
(deren Lage
und Zustand)
bedingt
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