272
DOCUMENT
201 MARCH
1916
201.
From
Otto Stern
Lomsha, [Poland]
d.
13.
III.
16.
Lieber Herr Prof.
Einstein,
Ich messe die spez. Wärme (und Entropie) des Modells: Gasmolekul in
Schwere, indem ich es bis T = 0
abkuhle.[1]
Frage.
Was
messe
ich in Fall
1)
und in Fall
2)?
Fall
1)
Übergang
von
einer
Kammer
zur
andern sehr selten
(auch
meiner
Ansicht nach bei
genügend
tiefen
Temperaturen
stets
realisiert).
Antwort
Ich
messe
zunächst
überhaupt
keine
Größe,
mit der ich als
Termodynamiker
et-
was anfangen
kann.
Erst
von
dem
Moment
an,
wo
sich das
Molekül
in der Kammer
(z.
B.
2)
befindet,
aus
der
es
weiterhin
nicht
mehr
herauskommt,
messe
ich die
spez
Wärme des
Systems
in diesem
Zustande
(2),
d.
h. die
spez
Wärme einer
bestimm-
ten chemischen
Verbindung.
Fall
2)
Übergang häufig (praktisch
bei
genügend
tiefen
Temperaturen
nie,
prinzipiell
stets
durch
genügend langsame Abkühlung zu
realisieren)
Antwort.
Ich
messe das,
was
in allen
termodynamischen
Rechnungen
als
spez.
Wärme der
Lösung
bezeichnet
wird.
Ich
behaupte
also:
Streng
genommen
ist in einer für die
Termodynamik
brauchbaren
Weise
nur
die
spez
Wärme
der
Lösung
messbar. Daß
ich
a[uc]h
die einer
bestimmten
chemischen
Verbindung messen
kann,
kommt
daher,
daß ich die
Reaktionsgeschwindigkeit
in
weiten Grenzen
beliebig
wählen kann.
Im
vorliegenden
Fall kann ich sie
z.
B.
durch
Verkleinerung
der
Verbindungsöffnung
zwischen zwei Kammern
beliebig
herabdrücken und dadurch das Molekül während der
ganzen
Dauer der
Abkühlung
in einer
bestimmten
Kammer halten.
Gelingt
mir das
nicht, so
ist meine
Messung
unbrauchbar,
s.
Nernst,
spez.
Wärme des Jods
gefälscht
durch
Umwandlungswär-
me.[2] Umgek[ehr]t
liegt
die
Sache,
wenn
ich die
spez
Wärme der
Lösung messen
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