DOCUMENT
201
MARCH 1916 273
will.
Dann muß ich die
Verbindungsöffnungen
recht
groß
machen
(einen
Diffusi-
onskatalysator
hinzufügen)
und
recht
langsam
abkühlen. Daß bei sinkender
Tem-
peratur
bald
eine Grenze
kommt, wo
die
Messung praktisch
undurchführbar
wird,
ist
klar,
das stört
aber
den theoretischen
Termodynamiker,
der
unendlich
viel
Zeit
hat,
garnicht.
Daß
diese
Geschwindigkeitsfragen
keine
Rolle
spielen,
sieht
man an
dem
Mo-
dell sehr
schön,
wenn man
die
Energiedifferenzen
zwischen den Kammern sehr
groß
macht. Dann ist die
Entropie
der
Lösung
schon bei solch hohen
Temperatu-
ren,
bei denen die
Diffusionsgeschwindigkeit
noch
sehr
groß
ist,
sehr nahe
gleich
Null.[3]
Leider ist
der
Brief
wieder sehr
lang geworden;
mündlich wäre ich
gewiß
in
ein
paar
Minuten mit Ihnen
einig.[4]
Mit
herzlichen Grüßen
Ihr
Otto Stern.
ALS. [22 237].
The
preprinted
"Feldpostbrief"
envelope
is
addressed
“Herrn
Professor
Dr.
A. Ein-
stein
Berlin-Wilmersdorf
Wittelsbacherstr.
97,”
with return address: “Offz. O.
Stern,
Lomsha,
Feste
Feldwetterstation,”
and
postmarked
“Lomza
13.3.16. 12-1N[achmittags].”
There
are perforations
for
a
loose-leaf binder
at
the
right
margin
of
the document.
Significant
variations between the text
of
this
document and
a
draft
(CBU,
Otto Stern
Papers [71 118]) are
noted.
[1]This
document continues
a
discussion
of
Nernst's
heat theorem
(see
Doc.
198).
[2]Walther
Nernst had
communicated
to
Stern
that the measurements
of
the
specific
heat of
iodine
had
led
to incorrect results
as a consequence
of
a
transformation
taking place
at
low
temperatures
(see
Stern,
O.
1916,
p.
834,
fn.
1).
[3]The
draft version
of
this
paragraph
is: “Daß diese
Geschwindigkeitsfragen
für
termodynamisch-
statistische
Betrachtungen
unerheblich
sind,
kann
man an
den
Modell auch
sehr
schön
auf
folgende
Weise sehen. Wir machen die
Energiedifferenzen
zwischen den Kammern sehr
groß, (und
diese
Kam-
mer
selbst sehr
klein)
dann
(macht
das
Molekül) gibt es
ziemlich
hohe
Temperaturen,
bei denen
ei-
nerseits
die
Geschwindigkeit (durch
T
bestimmt)
des
Moleküls
so groß ist,
daß
es
sich während
jeder
noch
so
kleinen
zu Messungen
brauchbaren
Zeit oftmals in der Kammer
größter Energie befindet,
und
die Wahrscheinlichkeiten
(durch
e-E/T
bestimmt)
der einzelnen
Kammern
so
verschieden,
daß sich
das Molekül den
überwiegend
größten
Teil der Zeit in den Kammern kleinster
Energie
aufhält. Bei
steigender
Temperatur
werden
dann
die Wahrscheinlichkeiten
der
einzelnen Kammern allmählich
und
stetig
einander immer mehr
gleich.
Dann
nennen
wir
das
System gewöhnlich
wohl
eine
Lösung,
bei
tiefern
Temperaturen
eine chemische
Verbindung,
was ganz
unberechtigt
ist,
da keinerlei
qualita-
tive
Unterschiede
vorhanden sind.
Natürlich
macht diese
Ungenauigkeit
praktisch
nichts
aus,
weil
sich bei tiefen
Temperaturen
die
Entropie
der
Lösung
und
der
wahrscheinlichsten sie
repräsentieren-
den
Verbindung nur
sehr
wenig
unterscheiden.”
[4]The
draft concludes with
an
additional
paragraph:
“Ihre
Unterscheidg
zwischen Fall
1
und 2
scheint mir auch
gerechtfertigt.
Denn ob
1
oder
2 eintritt, hängt
von ganz
nebensächlichen
Umständen
ab,
die Größe und
Lage
der
Verbindsöffnung
zwischen
zweier
Kammern. Solche Umstände können
doch
unmöglich
einen Einfluß
auf
den Wert der
Entropie
des
Systems
haben. Man
kann
aber-und
das ist
der
springende
Punkt-Fall
1
stets
in Fall 2
verwandeln,
wann man
nur
die Abkühlungszeit
genügend
lang
wählt.”
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