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DOCUMENT 283
DECEMBER 1916
283. From Michele Besso
Zürich
den
5
Dez. 1916
Lieber
Albert.
Gestern
abend erzählte mir
Zangger
wieder
von
Frau Mileva.
Der
Zustand ist
wieder etwas
schlimmer,
seit zwei
Wochen.[1]
Sie
muss
wieder
unbeweglich liegen
und
ist durch
die
Wiederkehr
von
Anfällen,
nach etwa
fünf
Wochen
Ruhe,
begreif-
licherweise
entmutigt.[2]
Es
scheint,
dass die neuliche
Verschlimmerung
zeitlich
zusammenfällt mit einem
Brief,
den der Albertli
(von
Dir?)
bekommen
haben soll
und den
er
ihr nicht
zeigen
wollte. Ich
konnte
nichts
genaueres
darüber
erfahren,
um
nicht selbst Schaden
anzurichten.- Der
behandelnde Arzt will den Neurolo-
gen
Veraguth[3]
heranziehen,
was
Zangger
billigt
und nächster
Tage
geschehen
soll.
Zangger meint,
dass den Winter über
keine
wesentliche
Änderung zu
erwarten
sei,
und
hofft,
sie im
Frühling
mit Vorteil
nach
Lugano bringen zu
können.-
Seit
sie
wieder
zu
Hause
ist,
hatte
sie,
wie Frau
Dr
Zürcher[4]
mir
erzählte,
trotz der
körper-
lichen Schwäche
vom
Bette
aus
das
Hauswesen
ruhig
und
sicher
geleitet,
sich
an
den Kindern sehr
gefreut
und diese
an
der
Mutter;
so
hat sie auch die Musikstudien
Albertlis mit
Erfolg geleitet.
Albertli
war
vor
acht
Tagen
einen
halben
Nachmittag
bei
uns-wir
haben
von
allerhand
Dingen
gesprochen, so von
naturwissenschaftli-
che
Merkwürdigkeiten aus
dem Reisewerk der Gebrüder Sarrasin
über
Celebes;[5]
von
einer
arithmetischen
Aufgabe,
wobei
es
sich
zeigte,
dass
ihm
das Buchstaben-
rechnen schon
recht
nahe
liegt-in
allem
klar
und
frisch,
dass
man
sich daran recht
freuen
kann.- Leider
kann
unser
Zusammenkommen
nicht
so
oft
wiederholt
wer-
den,
wie ich
möchte,
da
man
nie weiss wie
es
auf
den
Zustand der Mutter
wirkt.
-Ich
habe
Dir
noch nicht
gedankt
für
deine neulich
zugesandte jüngste
Gravi-
tationsarbeit.[6]
Im
ganzen
habe ich
nun
davon
3 Exemplare
bekommen,
wovon
ich
eines
Weyl
und eines Dällenbach
gegeben
habe.[7]
Für
mich, muss
ich
sagen,
war
ich nicht
so weit,
die Lücke
zu empfinden
die dadurch im
System
ausgefüllt
wird;
dagegen
scheint sie
ja
Weyl gefühlt
zu haben,
da die
Arbeit,
die
er
Dir
mitgeteilt
hat,[8]
sich
zum
Teil ebenfalls mit der
Beziehung
zwischen
Gravitationsgleichun-
gen
und
Erhaltungssätzen
befasst.-
In
dieser
Arbeit
von Weyl zeigt es
sich wie
er
mir
erzählte,
dass
der
"endliche
Umfang
des
Massenpunktes“
(den
ich
mir
so
deu-
te,
dass
wenn man
den Raum in einem
euklidischen
abbildet-bei
ruhenden Mas-
sen
hat das auch im Dreidimensionalen einen
Sinn-die
Abbildungen
der Mess-
körper
veränderlich
sind,
und
zwar
beim
Massenpunkt
sich
derart
verkleinern,
dass
die Masszahl
einer
endlichen Grenze
zustrebt)
durch
elektrische
Ladung
des
Massenpunktes
(und zwar
durch eine sehr kleine
Ladung,
e/u
ca
1/20000
desjeni-
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