DOCUMENT
306 MARCH 1917 401
Ich
glaube,
dass ich
dem
Jungen
viel
geben
könnte,
nicht
nur
intellektuell. Glaubst
Du,
dass meine Frau einverstanden wäre?
Deine
Anregung bezüglich
Relativität ist
gut.
Aber
das Büchlein ist
fertig,[7]
die
Korrekturen schon fast
erledigt,
sodass ich keinen Gebrauch
mehr
davon machen
kann. Die
Darlegung
ist
ziemlich
hölzern
herausgekommen.
Die Schriftstellerei
werde
ich
in Zukunft dem
andern
überlassen,
dem
die Rede leichter
fällt
als
mir,
und
der mehr
Ordnung
im Leibe hat.
Die
"kosmischen Betrachtungen“
wirst Du erhalten
haben.[8]
Es ist
zum
minde-
sten
ein
Beweis,
dass die
allgemeine
Relativität
zu
einem
widerspruchsfreien Sy-
stem führen kann.
Bisher
musste
man
immer
Angst haben,
dass das "Unendliche“
unauflösbare
Widersprüche berge.
Leider besteht aber
wenig
Aussicht,
die vertre-
tene
Ansicht
an
der
Wirklichkeit
zu
prüfen.
Wenn
man
die
Untersuchungen
der
Astronomen
über
Verteilungsdichte
der
Sterne zuhilfe
nimmt
kommt
man
auf
die
Grössenordnung[9]
R
=
107
Lichtjahre,
während die Sichtbarkeit
nur
bis
R
=
104
Lichtjahre
heranreicht.
Es entsteht
übrigens
die
Frage,
ob wir
nicht
Sterne sollten sehen kön-
nen,
die
unserm Antipodenpunkte genügend
nahe
liegen.
Diese müssten eine
nega-
tive Parallaxe
haben.[10]
Es
ist
indessen
nicht
zu vergessen,
dass
die
Krümmung
des
Raumes eine
unregelmässige
ist,
sodass die Lichtstrahlen in einem mit Schlieren
erfüllten
Medium laufen. Die übersandte Quantenarbeit hat mich wieder
zurückge-
führ
zur
Ansicht
von
der räumlichen
Quantenhaftigkeit
der
Strahlungsenergie.[11]
Aber
ich
fühle,
dass der
eigentliche
Witz,
den
uns
der
ewige
Rätselaufgeber
da
vor-
gelegt
hat,
absolut noch
nicht
begriffen
ist. Ob wir die rettende Idee
erleben
wer-
den? Politisch sieht
es merkwürdig aus.
Wenn ich mit den Menschen
rede,
fühle
ich das
Pathologische
des
allgemeinen
Gemütszustandes heraus. Die
Zeit erinnert
an
die
der
Hexenprozesse
und
sonstigen religiösen Verirrungen.
Gerade die verant-
wortungsvollen,
im Privatleben selbstlosesten
Menschen
sind
häufig
die rabiate-
sten Stützen der Verbissenheit.[12] Das soziale Gefühl ist
auf
böse
Abwege geraten.
Ich
könnte mir
die Menschen
nicht
vorstellen, wenn
ich sie nicht
vor
mir
sähe. Er-
lösung
hoffe ich
nur
mehr
von
äusserem
Zwang.
Sei
mit
Anna
und Vero
herzlich
gegrüsst von
Deinem
Albert.
ALS
(SzGB).
Einstein/Besso
1972,
30
(E.
24).
[7
296].
[1]Henri
Bas-Bulaneck
(1871-1927)
was an engineer
in the Maschinenfabrik
Oerlikon,
near
Zur-
ich. An amateur
pianist, partial
to Bach,
he had been
part
of
an
informal trio in Zurich with
Einstein
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