DOCUMENT
307 MARCH
1917
403
Ich habe die Relativität auch für Rotationen
seit
ich
auf
dem
Mach’schen Stand-
punkt
stehe
(1903)
für
selbstverständlich
betrachtet
und
sie auch schon 1907 in
meinen
Vorlesungen
in
Zürich
vertreten.[2]
Vielleicht erinnern
Sie
sich
auch noch
daran,
dass wir
etwa
1909 in
unseren
Mansarden in
der
Moussonstrasse[3] eine län-
gere
Auseinandersetzung
darüber hatten.
Mir
ist sie
lebhaft im Gedächtnis
geblie-
ben,
da sie für
mich
sehr
bedeutungsvoll war.
Ich
war
nämlich sehr
irritiert
darüber,
dass Sie mit Rücksicht
auf
die
Centrifugalerscheinungen
die Relativität
für
Rota-
tionen ablehnen. Ich
fragte
mich
damals,
ob
nicht
doch bei Mach
resp.
bei mir ein
Fehler
in der
Argumentation
sei. Konnte
aber
keinen finden. Umso
grösser
war
dann meine
Freude,
als Ihre
allgemeine
Relativitätstheorie kam.
Aber
ich hatte
nicht Zeit
die Sache
genau
zu
verfolgen.
Erst
jetzt
liess ich
mir
die
neuere
Literatur
kommen,
um
Mach’s Verhältnis
zur
Relativität darstellen
zu
können.
Und
da sah
ich
zuerst
in Freundlichs Broschüre[4] und dann in Ihren
eigenen
Arbeiten,[5]
dass
Sie
Mach’s
Standpunkt
inclusive
Zentrifugalerscheinungen
vollkommen
acceptiert
haben.[6]
Ich
war
sehr
begeistert,
als
plötzlich
vor
4
Wochen
in meine
Überlegun-
gen
eine
Wendung
kam,
die mir
das
ganze
Problem
anders
zeigt,
als ich
es
bisher
gesehen.
Ich fand zuerst bei
einer
neuerlichen
Überlegung
des Foucault’schen Pen-
delversuches und
dann
allgemein
ein
Kriterium,
das
von
Ihnen und Mach nicht
oder
wenigstens
nicht
genügend
beachtet
wird,
und
wodurch alles in
neue
Beleuch-
tung
rückt. Ich
glaube
sowohl bei Mach als bei Ihnen
gefunden zu
haben,
wo
die
Fehler
in den
Voraussetzungen liegen.
Ich kann das im Rahmen eines Briefes nicht
im Einzelnen
auseinandersetzen,
will aber
nur sagen,
dass
es
sich
natürlich
nicht
um
eine Rückkehr
zum
"Absoluten“
handelt,
aber
um
ein Kriterium
für
ausge-
zeichnete
Bezugssysteme,
das relativistischer
Natur
ist.[7]
Ich habe in den letzten
7
Jahren die Literatur
ja
nur
in den
allergröbsten Zügen
verfolgen
können und kann das
jetzt
natürlich
nur bezüglich
der
wichtigsten
Auf-
sätze nachholen. Ich wäre Ihnen
daher sehr
dankbar,
wenn
Sie meine
Arbeit, so-
bald sie
fertiggestellt
ist,
lesen
würden,
und
mir Ihr
Urteil
mitteilen.
Ich
werde
Ih-
nen
sobald als
möglich
eine Abschrift zukommen lassen.
Dankbar
wäre ich
Ihnen
auch,
wenn
Sie
mir
einen
Separatdruck
von
Ihrer
Arbeit
aus
den Annalen 1916
Band
49
p.
769 senden
könnten,[8]
da ich das
Heft wieder
zurückstellen
muss
und
es
noch brauchte. Ihre früheren Arbeiten
besitze
ich ziem-
lich
vollständig. Dagegen
wäre
es
mir
lieb,
wenn
Sie
mir,
falls seit der
genannten
Arbeit etwas
von
Ihnen
publiziert wurde,
es
senden würden.
Gesundheitlich
geht
es
mir
gut
und da
ich
Ruhe
zur
Arbeit
habe,
wie selten
im
Leben,
bin ich
vollständig glücklich,
wenn
auch die
Spanne
Zeit,
die
mir
noch
zur
Verfügung
steht
nur
nach Wochen
zu
zählen
ist.[9]
Ich denke oft mit Freude
an
die
Stunden,
die ich
mit
Ihnen
verbringen
durfte und
grüsse
Sie herzlich in alter Freundschaft
und
aufrichtiger
Verehrung
Ihr
Fr.
Adler
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