676 DOCUMENT 482 MARCH 1918
nicht kennt und die
er nur
unvollkommen
begreift,
und
sie denken vorallem viel
zu
mathematisch,
um
Weltanschauung
bieten
zu
können.
In
vorzüglicher Hochschätzung ergebenst
Univ. Prof. K C Schneider.
ALS.
[44 988].
There
are perforations
for
a
loose-leaf
binder
at
the left
margin
of
the document.
[1]See
Doc. 471
for
Einstein’s
amusement
at the
portrayal
of
his
"Doppelgänger"
in
Schneider
1917-1918,
pp.
295-302.
482. From Karl Camillo Schneider
[Spitz a.
Donau,
after
16
March
1918][1]
Sehr
geehrter
Herr
Professor,
für Ihre
liebenswürdige Äusserung,[2]
die mich
recht
getröstet
hat,
bin ich Ihnen
zu grossem
Danke verbunden.
Es
hat
mir
unendliche Mühe
bereitet,
den
Vortrag
über
die Relativitätstheorie
niederzuschreiben,
und
ich bin sehr
froh,
dass ich
mir
dabei keine auffallenden Blossen
gegeben
habe.
Dass
unsere
Ansichten
sonst
so
sehr auseinander laufen
sollten,
möchte ich doch
bezweifeln. Ich bin durchaus Pazifist und
gegen
das
heutige
deutsche
Kraftmeier-
tum,
nur
suche
ich
dem
ewigen
Frieden
eine
gerade
auf
echt deutsches Wesen sich
stützende
Grundlage
zu
schaffen.[3]
Was Ihre
Aussage anlangt,
dass Sie
lieber
lei-
den als Gewalt
üben,
so
will
mir
das nicht
in
den
Kopf.
Ein
Entdecker
Ihresgleichen
leidet
nicht,
sondern übt die stärkste Gewalt
aus,
die
nur
denkbar
ist-zwingt
er
nicht
unser
Denken in
neue
Bahnen? Das wäre keine Gewalt?
Der
stärkste
Zwang
ist
doch der
geistige,
der
ganz
unwiderstehlich
ist,
und
dass ich
nur
für solchen ein-
trete,
bezeugt
schon der Titel meiner Zeitschrift:
Mitteleuropa
als
Kulturbegriff.
Nur demokratisch ist die
Kultur,
die ich
vertrete
nicht,
denn dass
die Demokratie
zum
Kriege
und nicht
zum
Frieden
führt,
das
lehrt,
scheints
mir,
die
heutige
Zeit
doch evident
genug.
Mit
nochmaligem
besten Danke zeichne ich in
vorzüglicher Hochschätzung
K C Schneider.
ALS.
[44 989].
[1]This
letter is dated
on
the
assumption
that it
was
written after the
preceding
document.
[2]See
Doc.
471,
a
draft,
which in its final version
was
received
by
Schneider
after he
wrote
the
preceding
document.
[3]Schneider’s
claim to
be
a pacifist
is belied
by
the tenor
of
his article
on
the annexation
problem,
in which he had
called,
unconditionally,
for
a
German
victory
(see
Doc.
471, note 4).
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