868 DOCUMENT 611
SEPTEMBER
1918
speziellen philosophischen Streitfragen
ev.
eingehen
wollten,
selbstverständlich
ganz
Ihnen überlassen möchte.
Die
Angelegenheit
hat natürlich keine Eile. Es würde mich doch aber außeror-
dentlich
freuen,
wenn
Sie mich durch eine Zeile wissen
ließen,
ob Sie
grundsätz-
lich mit meinem
Vorschlag
einverstanden sind.
Im
Fall der
Zusage
könnte alles
Weitere
(Umfang, Veröffentlichungstermin
usw.)
der
näheren
Besprechung
vorbe-
halten bleiben.
Indem
ich,
im Interesse aller
philosophischen Kreise, hoffe,
keine Fehlbitte
ge-
tan
zu
haben,
bleibe ich mit der
ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr sehr
ergebener
Max Frischeisen-Köhler.
P.S.
Anmerkungsweise
darf
ich vielleicht
erwähnen,
daß
ich,
als
Herausgeber
der
Philosophischen
Jahrbücher,
schon einmal versucht
habe,
den
philosophischen
Kreisen die Relativitätstheorie nahe
zu
bringen.
Herr
Laue hatte damals die Lie-
benswürdigkeit,
den Bericht
zu
übernehmen.[4] Aber seit
jener
Zeit ist
ja
die Theo-
rie sehr viel weiter entwickelt worden und
mir
läge gerade
sehr viel
daran, wenn
der Urheber
der Theorie sich
entschließen
könnte,
in
den Kant-Studien
das,
was
aus
ihr für
unsere
Natur- und
Weltauffassung
entscheidend
ist,
von
allem entbehr-
lichen Beiwerk
befreit,
zu
entwickeln.
ALS.
[44 089].
Written
on
letterhead
of Kant-Studien.
[1]Frischeisen-Köhler
(1878-1923)
was
Professor
of
Philosophy at
the
University
of
Halle and
Director of
the editorial
department
for
essays
of
the
journal
Kant-Studien. The first volume
of
his
annual
survey
of
contemporary philosophy
(Frischeisen-Köhler
1913)
is in Einstein’s
library.
[2]Paul
Gerhard
Natorp
(1854-1924)
was
Professor of
Philosophy
and
Pedagogy
at
the
University
of
Marburg; Joseph
Petzoldt. On
their
views,
see
Natorp 1910; Petzoldt 1912a, 1912b, 1914,
and
1918; see
also
Hentschel
1990
for
a
historical discussion.
[3]Einstein 1915b
(Vol. 4,
Doc.
21).
[4]See
Laue
1913.
611. From Kurt
Hiller[1]
Berlin-Friedenau,
Hähnelstr. 9 7.
September
1918.
Streng
vertraulich.
Sehr verehrter
Herr
Professor!
Die Parlamente
versagen.
Vielen Denkenden ist heute
klar,
dass die
Rettung
nicht
von
den Bestallten kommen
kann,
sondern
nur von
einer Gemeinschaft Gei-
stiggerichteter,
die kraft freien Entschlusses Zusammentritt
und,
im
"psychologi-
schen
Moment",
sich der
Oeffentlichkeit
aufdrängt.[2]
Ob
dieser
Moment schon in
Sicht
sei,
darüber
gehen
die
Meinungen
auseinander. Man fühlt sich
versucht,
die
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