966 DOCUMENT 669 DECEMBER 1918
ALSX.
[21
621].
[1]Presumably a manuscript
of
Schlick
1919,
the second edition
of
Schlick
1917b,
which
was
expanded
with
an exposition
of
special relativity
and
a
section
on cosmology.
In his
preface,
dated
January
1919,
the author thanks Einstein
for
his
comments,
which the latter
may
have made
during
a
visit
by
Schlick in
early
September
(see
Moritz Schlick
to
Gerda
T.,
10
September
1918, excerpt
in
Stargardt
auction
catalogue
659 [16-17 March
1995],
lot
496).
For Einstein’s
praise
of
Schlick 1915 and
of
Schlick
1917a,
the
earlier
journal
version
of
Schlick
1917b,
see
Docs. 165 and
297,
respectively.
669.
From Hermann
Weyl
Zürich,
d.
10.
Dez. 1918.
Lieber Herr
Kollege!
Ich
bin ein
wenig
betrübt,
daß
Sie
meine Arbeit der Akademie nicht
vorlegen
können;
mehr
aber,
daß Sie
von
der Sache
so gar
nichts wissen
wollen.[1]
Das be-
unruhigt
mich natürlich
sehr,
weil durch
Erfahrung
feststeht,
daß
man
sich
auf
Ihre
Intuition verlassen
kann;[2] so wenig
Einleuchtendes,
wie ich
gestehen
muss,
Ihre
bisherigen Gegengründe
für mich haben.
So bin ich
eingeklemmt
zwischen dem
Glauben
an
Ihre
Autorität
und
meiner
Einsicht. Ich habe
es
jetzt
wirklich
schwer;
von
Hause
aus
eine
so
konziliante
Natur,
daß ich fast
unfähig
bin
zur
Diskussion,
muss
ich
jetzt
nach allen Seiten
kämpfen;
mein
Angriff
auf und Versuch
einer
Neu-
fundierung
der
Analysis[3]
findet unter den sich mit diesen
logischen Dingen
beschäftigenden
Mathematikern noch viel
heftigere Ablehnung
als meine Bestre-
bungen
in der theoretischen
Physik von
Ihrer Seite. Wie soll ich
mir
nun
mit der
Umarbeitung
von
"Raum, Zeit,
Materie"[4]
helfen? Freilich: die
Infinitesimalgeo-
metrie werde ich
so
aufbauen wie in der Math.
Zeitschrift,[5]
sodaß also die Rie-
mannsche als
ferngeometrischer
Spezialfall
erscheint;
das kann ich einfach nicht
anders,
wenn
ich nicht mein mathematisches Gewissen mit Füßen
treten
soll
(im
einzelnen kann ich da dies und
jenes
noch
reiner
herausbringen). [Übrigens
müssen
Sie nicht
glauben,
daß ich
von
der
Physik
her dazu
gekommen
bin,
neben die
qua-
dratische noch die lineare Differentialform
dQ
in die Geometrie
einzuführen;
son-
dern ich wollte wirklich diese
"Inkonsequenz“,[6]
die mir schon
immer
ein Dorn im
Auge gewesen
war,
endlich einmal
beseitigen
und bemerkte dann
zu
meinem
eige-
nen
Erstaunen:
das sieht
so
aus,
als
erklärte
es
die
Elektrizität. Sie
schlagen
die
Hände
über dem
Kopf zusammen
und
rufen
aus:
Aber
so
macht
man
doch keine
Physik!
Und in der Tat verstehe ich Ihren
Zorn,
zu
dem ich Sie wohl noch durch
einen
Klang von Triumph
in
meiner
letzten
Note[7]
gereizt
habe,
ganz gut,
wenn
Sie
sehen,
daß
auf
Bahnen,
die Sie
gewiesen,
der
es
mit der Wirklichkeit
stets
so
ernst
genommen,
Schwärmer und
Spekulanten
ihr Wesen
zu
treiben
beginnen.[8]
Nur
muss
ich
zu
meiner
Entschuldigung
sagen,
ich
glaubte
allen
Ernstes,
Sie wür-
den
jetzt
den Widerstand
aufgeben
und
an
meine Seite
treten.][9]
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