DOCUMENT 465 FEBRUARY 1918 649
solchergestalt
den
gleichen
Wahrheitskern
enthalten,
muss nun
eine die
einfachste
sein,
und dass
wir
gerade
dieser
den
Vorzug
einräumen,
beruht
nicht blos
auf
einer
praktischen Oekonomie,
einer
Art
geistiger Bequemlichkeit (wie
man
wohl
gemeint
hat),
sondern
es
hat
einen
logischen
Grund
darin,
dass
die
einfachste
Theorie ein
Minimum
von
willkürlichen
Momenten enthält."[5]
In
genau
diesem Sinne habe ich
in
meinem Briefe
an
Sie auch
von
der "hausbackenen
Logik"
gesprochen,
die in
einer
mathematischen Theorie fehlen
könne,
weil ja eben die Mathematik in der
Lage
ist,
beliebig
willkürlich
zu
definieren.[6] Ihnen einen
groben logischen
Fehler
zuzutrauen,
wie
es
anscheinend
einige
Philosophen
bei der
Beurteilung
der alten
Relativitätstheorie
getan haben,[7]
ist
mir
unmöglich,
das würde nicht
zu
der Mei-
nung passen,
die ich
von
Ihnen habe. Wenn
man
sagt:
"Die
Erde
rotiert",
so
fasst
man
in diesem Urteil eine
große Gruppe von Erscheinungen:
Foucaultscher
Ver-
such, Passatwinde,
Ablenkung
des fallenden Steines
etc. etc.
auf
das kürzeste
zu-
sammen.[8]
Natürlich kann
man
nach Ihrem
Prinzip
der Transformierbarkeit der
Grundgleichungen
zu
einem
Koordinatensystem übergehen,
in welchem die Erde
ruht,
man muss
dann aber dem Schema der
räumlichen
raum-zeitlichen
Ordnung,
in das
man
die
Objekte
einreiht,
gewisse Eigenschaften
guv
beilegen,
die,
um
die
Ausdrucksweise Schlicks
zu
gebrauchen,
"willkürliche
Momente"
enthalten,
da
sie
ja
nicht durch die Anwesenheit wirklicher
Körper
bedingt
sind,
die
Darstellung
wird
jetzt
also,
obwohl sie die
Erscheinungen richtig wiedergiebt, unnötig kompli-
ziert und
man
hat sie
deswegen
abzulehnen.[9] So wird denn der Ausdruck
"Die
Erde
rotiert"
auch trotz der
allgemeinen
Transformierbarkeit
immer
seinen
ver-
nünftigen
Inhalt behalten. Ich will dasselbe noch
von
einer andern Seite her
zeigen.
Es sei
gegeben
das Feld eines ruhenden Elektrons.
Nach dem
Relativitätsprinzip
der
geradlinigen Bewegungen
kann ich daraus durch eine lineare Transformation
sofort ein
neues Integral
der
Grundgleichungen gewinnen,
welches das
"gleichför-
mig
bewegte
Elektron"
darstellt. Wir wissen
alle,
von
welcher
Bedeutung
das
ge-
rade für die
experimentierende
Physik
gewesen
ist,
die
es
doch sicher mit realen
Tatbeständen
zu
tun
hat. Kann
man nun aus
dem
Prinzip
der
allgemeinen
Transfor-
mierbarkeit
etwa
auch das
Integral
herleiten,
welches das rotierende Elektron dar-
stellt? Ich
glaube,
es
wäre
für
die Wissenschaft
von
großer Wichtigkeit,
dieses In-
tegral
zu
gewinnen,
aber
man
kann
es
eben nicht. Da sieht
man
doch
ganz
deutlich,
dass das
Prinzip
der
allgemeinen
Transformierbarkeit nicht
etwa
ein
Prinzip
der
allgemeinen
Relativität
ist.[10]
Gerade dies
hielt
ich
für
notwendig
einmal
auszu-
sprechen,
weil tatsächlich manche
aus
Ihrer
Darstellung
die
Auffassung gewonnen
haben,
dass
man
nach dem
neuen Prinzip nun
die Felder
beliebig bewegter
Elek-
tronen
gewinnen
könne. Ich habe diese
Auffassung sogar
in
Göttingen
in der Dis-
kussion äußern hören.[11]
Wäre
es
so,
gäbe es
also wirklich ein
Prinzip
der
allge-
meinen
Relativität,
dann müsste dieses
Prinzip
unbedingt
so
lauten,
wie
es
kürzlich
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