9 0 D O C U M E N T 6 0 J U N E 1 9 1 9
in Zürich zu
sein.[1]
Ich komme diesmal allein und wohne wieder in Pension
Sternwarte.[2]
Hoffentlich vergesse ich nicht, die photographischen Platten mitzu-
bringen, auf denen Deine Kindheit verewigt ist! Ich freue mich sehr auf unser Wie-
dersehen. Eine eigentliche Tour erlaubt mir der Arzt nicht, weil er meint, dass ich
dabei nicht das richtige Futter
bekäme.[3]
Wir können aber uns irgendwo in der
Höhe einlogieren, wo man schöne Spaziergänge machen kann (oder irgendwo, wo
wir segeln können). Anfang August käme in Frage, weil da meine Collegien gerade
fertig sind. Leider liegt meine Mutter todkrank in Luzern. Sie wird sicher 〈im näch-
sten〉 innerhalb eines Jahres sterben und leidet
schrecklich.[4]
Dort werde ich also
natürlich öfter sein müssen. Deine Frage über das Segel ist nicht so einfach, wie Du
Dir denkst. Ich erzähle Dir darüber und über vieles andere, wenn wir beisammen
sind. Deine Bemerkung über Hellers Kompositionen finde ich sehr
lustig.[5]
Sage
Mama, sie soll einteilen, weil ich das Geld Juli nicht so pünktlich werde senden
können.[6]
Die Valuta macht jetzt grässliche
Schwierigkeiten.[7]
Es ist gut, dass ich
für meine Vorträge in Zürich etwas kriege, allerdings
wenig.[8]
Mir geht es gesund-
heitlich gut, weil sehr gut für mich gesorgt wird. Ich muss aber immer streng diät
leben und darf mir körperlich nicht gerade viel zumuten. Ich freue mich über Deine
ausführlichen Angaben über Eure Schule. Für Geschichte habe ich auch wenig üb-
rig gehabt; ich glaube aber es liegt mehr an der Art des Unterrichtes als am Fach
selbst. Es ist doch gewiss an sich sehr interessant, was die Menschen in früheren
Zeiten getrieben
haben.[9]
Vielleicht könnten wir auch Tete mitnehmen, da ich doch nicht viel marschieren
darf. Aber nach Rheinfelden wollen wir nicht, weil das für mich so gar keine Erho-
lung
wäre,[10]
und ich sonst nirgends hin gehe zur Erholung dieses Jahr.
Sei herzlich gegrüsst mit Tete von Deinem
Papa.
Freundlichen Gruss an Mama.
Lieber Tete!
Dein Brief hat mir viel Freude gemacht. Es steht wirklich alles darin, was wirk-
lich wichtig ist. Ich freue mich sehr, dass wir uns bald in Zürich sehen. Sobald ich
ankomme telephoniere ich Euch sofort.
Einen Kuss von Deinem
Papa.
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem
Geburtstag.[11]
Du darfst Dir was von mir
wünschen. Wir suchen es dann zusammen aus.
ALSX. [75 709].
[1]Einstein was scheduled to begin his second cycle of lectures on relativity at the University of
Zurich on 1 July (see the minutes of the meeting of the Philosophical Faculty II, 5 June 1919, SzZSa,
AA 10:5).
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