D O C U M E N T 7 4 J U L Y 1 9 1 9 1 0 9
74. From Fritz Haber[1]
[Berlin, ca. 20 July
1919][2]
Lieber Einstein!
Unser Leben hat einen bunten Inhalt gehabt, seitdem wir in Karlsruhe bei der
Naturforscherversammlung uns näher
traten.[3]
Aber ich denke, wenn die Jahre des
Krieges uns auseinandergerückt
haben,[4]
so habe sie mir doch moralische Recht
gelassen Sie um Mitteilung zu bitten, was Sie bestimmt mit Zürich wegen einer
Rückehr dorthin zu
verhandeln.[5]
Sind es Gründe innerlicher Art oder ist es der lei-
dige Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse und wenn es, wie ich zunächst glau-
ben will, nur das letztere
ist,[6]
so werden Sie mir auch den zweiten Anspruch gel-
ten lassen bevor Sie etwas entscheiden gehört zu werden oder mit Frau Elsa darüber
reden zu
dürfen.[7]
Es widerspricht dem Wunsche der Collegen wie dem Interesse
des Staates zu sehr, daß Sie uns in Berlin verloren gehen, als daß wir die Fragen
wirtschaftlicher Natur nicht in einem befriedigenden Sinne lösen müßten, befriedi-
gend auch nicht zum wenigsten vor der Geschichte, die einst Rechenschaft darüber
fordern wird unter welchen Arbeitsbedingungen Sie Newtons Arbeit fortzusetzen
hatten.
Mit herzlichem Gruß Ihr
Fritz Haber
ALS. [12 318].
[1]Fritz Haber (1868–1934) was Professor of Physical Chemistry at the University of Berlin and
director of the Kaiser Wilhelm Institute of Physical Chemistry and Electrochemistry in Berlin.
[2]This document is dated on the assumption that it was written about the same time as the preced-
ing document and not long before Haber’s letter (Doc. 84).
[3]Einstein met Haber at the 83d annual meeting of the Gesellschaft Deutscher Naturforscher und
Ärzte in Karlsruhe, 24–29 September 1911 (see Fritz Haber to Einstein, 19 December 1911 [Vol. 5,
Doc. 329]).
[4]Haber had played an active role in Germany’s war effort, while Einstein strenuously disapproved
of its wartime political course (see Stern, F. 1987).
[5]Presumably an exploratory discussion was held with Einstein while he was in Zurich to see
whether he might accept the theoretical physics chair. Planck mentioned a rumor to this effect at
around the same time (see the preceding document).
[6]Planck, too, emphasized Einstein’s possible financial motives in considering an appointment in
Switzerland (see the preceding document). Einstein mentioned his financial difficulties in a letter to
his sons one month earlier (see Doc. 60).
[7]Elsa Einstein had discussed with Haber how to convince Einstein to leave Zurich to accept an
appointment in Berlin (see Einstein to Elsa Löwenthal, 11 August 1913 [Vol. 5, Doc. 466]).
Previous Page Next Page