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75. From Adriaan D. Fokker
Waldsanatorium Arosa. 26 Juli 1919.
Lieber Herr Professor,
Ich höre dass Sie momentan in Zürich
sind.[1]
So nahe und doch zu weit für mich
um Sie zu
besuchen![2]
Ich war froh zu hören dass Sie sich mit und über Ihren Jun-
gen freuen. Hoffentlich wird der Aufenthalt in der Schweiz auch Ihre Gesundheit
fördern.
Neulich hatte ich Sie schon schreiben wollen, als ich Ihren Namen sah unter ei-
nem Aufruf an die Geistesarbeiter aller
Völker.[3]
Es ist schrecklich schwierig um
etwas für die Versöhnungsgefühle zu tun. Es sind hier meistens Deutsche im
Sanatorium. Natürlich kamen im Anfang öfters die grossen Fragen zur Bespre-
chung. Da haben meine
Frau[4]
und ich immer gefühlt wie weit man von einander
steht. Die anderen Leuten haben immer andere Tatsachen gehört. Da weisz man
nicht ob man auf die Fehler der eigenen Partei hinweisen musz oder über das Ver-
gangene schweigen und versuchen über positivere neue Sachen zu reden. Auch hat
die Entente durch ihr Benehmen in Paris die Beruhigung nicht leichter
gemacht.[5]
Und doch, wiewohl ich die Pariser Intriguen verabscheue, konnte ich gleichsam
keine Sympathie fühlen für die anderen, eben weil sie mit dem Schreien und Pro-
testieren und mit der Phrase das dieser Gewaltfrieden einen neuen Krieg herbeifüh-
ren musz, gleich wieder eine dumme Kriegshetze anfangen. Es ist traurig, und wird
vielleicht noch schlimmer werden.— Die mutige Erklärung von Smuts bleibt mir
ein
Lichtpunkt.[6]
Es paszt mir sehr schlecht, dasz ich am Ende des Krieges, wo ich eben nach dem
Ausland reisen wollte, zu Ihnen und zu Bohr, erkränkt bin. Es kann wohl bis zum
nächsten Frühling dauern, ehe ich von hier wegkomme.
In der Frage von der Relativität der Trägheit bin ich gar noch nicht zur Klarheit
gekommen. Zunächst wollte ich sie so fassen: bei Abwesenheit von Materie, oder
besser in unendlicher Ferne von anderen Massen soll ein Probekörper bei endlicher
Geschwindigkeit verschwindenden Impuls haben, also verschwindende träge
Masse.[7]
Also soll bei endlichen dx und dt zu null gehen, m. a. W.
werden. Aber die die Lösung von Schwarzschild u. Droste für den ku-
gelsymmetrischen Fall, von dem in unendlicher Ferne die andere Fälle doch kaum
abweichen werden, ergiebt endliches
.[8]
Da habe ich versucht, ob man etwas
Anderes bekommt, wenn man statt eines dauernden Massencentrums ein solches
nimmt, dasz nur wahrend eines unteilbaren Moments besteht. Ich versuchte die Lö-
sung zu finden für den 4-dimensional-pseudohyperkugelsymmetrischen Fall (Ver-
zeihung für das ungeheure Wort!) Dieses ergiebt als einzige Lösung constante .
gabm--------
dxb
ds

g44
g44
gab
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