D O C U M E N T 7 8 J U L Y 1 9 1 9 1 1 7
78. To Adriaan D. Fokker
Luzern. 30. VII.
[1919][1]
Lieber Herr Fokker!
Wie gerne würde ich Sie in Arosa besucht
haben![2]
Aber die wenigen Tage, die
ich hier erübrigen kann, muss ich bei meiner kranken Mutter zubringen, die hier in
einem Sanatorium
liegt.[3]
Das Leben fasst uns alle hart an. Aber ein Glück ist es,
wenn man gewissermassen aus der eigenen unbequemen Haut fahren und sich um
die objektiven Dinge bemühen kann, zu deren reiner Höhe der Jammer des Lebens
nicht hinaufdringen kann.
Sie haben dort Gelegenheit, die deutsche politische Mentalität kennen zu
lernen.[4]
Nur zu leicht macht man sich von dem Fremden eine zu einfache Vorstel-
lung. Diese Leute haben noch keine klare Vorstellung davon, dass sie blinde Werk-
zeuge einer übermütig gewordenen skrupellosen Minderheit gewesen sind. Des-
halb ist ihnen die Entrüstung über den „Gewaltfrieden“ keine Phrase oder
Heuchelei, sondern wahrhaftiges Erleben. Aber die Wahrheit sickert doch allmäh-
lich durch bei dem Bestreben der einzelnen Persönlichkeiten, sich—auf Kosten der
andern—reinzuwaschen. Ich bin aber nicht so pessimistisch über die Zukunft, son-
dern glaube an einen allmählichen Erfolg des Völkerbundes. Mögen auch grosse
Härten und Ungerechtigkeiten im Einzelnen vorkommen, die Stetigkeit in der Ent-
wicklung des Verständigungsgedankens erweckt Vertrauen. Insbesondere ist er-
freulich, dass Amerika, welches nicht mit den fatalen Traditionen Europas belastet
ist, die Führung
hat.[5]
Nun zur Relativität. Auch ich suchte ursprünglich die Relativität der Trägheit so
zu erzielen, dass ich im Unendlichen unendlich werden lassen wollte. Aber
dies erlauben die Gleichungen nicht. Diese Auffassung verstösst auch gegen die
Erfahrung. Es scheint doch, dass bei passender Koordinatenwahl die Massen der
Welt nahezu ruhend im statistischen Gleichgewicht sind. Dies fordert aber die Qua-
si-Konstanz von . Nun lassen ja die Feldgleichungen die Auffassung zu, dass
die im Grossen konstant und nur infolge der Anwesenheit der Materie ober-
flächlich alteriert seien. Aber diese Auffassung ist gar nicht im Sinne des Mach-
schen Gedankens von der Relativität der Trägheit. Es wären nämlich die , d. h.
der physikalische Raum (z. B. [auch] die Trägheit) im Wesentlichen unabhängig
von der Existenz der Materie, aber doch partiell abhängig. Das ist ein unerträgli-
cher
Standpunkt.[6]
Dieser Schwierigkeit vermochte ich zuerst durch das λ-Glied
zu begegnen. Dieses ist aber noch insofern unbefriedigend, als es die Einführung
einer empirisch nicht gerechtfertigten Konstanten λ
verlangt.[7]
Neuerdings aber
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