D O C U M E N T 9 0 A U G U S T 1 9 1 9 1 3 3
Kind”.[4]
Mama geht es schlecht, aber dank der vorzüglichen Pflege und den Ein-
spritzungen leidet sie weniger als zur Zeit meiner Ankunft in die
Schweiz.[5]
Der
Charakter des Leidens ist leider so gut wie sicher. Es kann noch lange bis zur Er-
lösung daueren. Übrigens hängt sie sehr stark am Leben und ist sich über ihren Zu-
stand gottlob nicht im Klaren. Bei Brandhuber war es noch sehr hübsch, eine wahre
Idylle, auch konstatierte ich nicht ohne Genugthuung, dass Du l. Ilse an ihm und
Fidelia warme Verehrer
hast.[6]
Nun bin ich wieder da, nicht ohne ein erhebli-
ches Quantum Chokolade mitgebracht zu haben, das
merschtenteels[7]
auf Euch
wartet. Heute war Lotte schon bei mir zum
Instituteln.[8]
Es scheint, dass eine Ein-
ladung von Wien und irgend eine geheimnisvolle Ernennung fehlt; wahrscheinlich
habe ich noch nicht alle Korrespondenzen
gefunden.[9]
Frau Hellberg hat sie in ih-
rer rührenden Sorgfalt verwurstelt; ich bringe es aber nicht fertig, dieser Unschuld
zu zürnen, ihr gutes Gewissen entwaffnet
mich.[10]
Nun seid recht vergnügt und erholt Euch gut von allen
Strapazen.[11]
Gestern
war Familienrat wegen Dir l. Ilse. Es wurde einstimmig beschlossen, Dir 125 M
monatlich zuzubilligen vom Institut, unter der Bedingung, dass Du Dich vom ärzt-
lichen Berufe einstweilen
zurückziehst.[12]
Grund: Erhaltung und womöglich Er-
höhung der jungfräulichen Reize. Dies sei dem Opfer zur wohlwollenden Erwä-
gung empfohlen.
Die Mutter ruft zum Abendbrot. Lebt wohl, Stiefkinder und freut Euch der Fe-
rien
Beste Grüsse Euer
Albert.
ALS. [122 784].
[1]This letter is dated on the assumption that it was written immediately after Einstein’s return from
Switzerland on 15 August.
[2]Einstein delivered a second cycle of twelve two-hour lectures at the University of Zurich and
spent the middle of each week in Lucerne with his terminally ill mother (see Doc. 70).
[3]Einstein had described Mileva’s apartment in Zurich, where he stayed during her absence, in
similar fashion a week earlier (see Doc. 87).
[4]Nine years earlier, Einstein referred to cousin Edith Einstein’s “slumbering talents” (see Einstein
to Pauline Einstein, 28 April 1910 [Vol. 5, Doc. 204]). Einstein was advising her on a dissertation (see
Doc. 86).
[5]Pauline was receiving daily injections of morphine (see Doc. 94).
[6]Camillus Brandhuber and sister Fidelia in Benzingen. Elsa Einstein was a childhood friend of
Fidelia (see Doc. 87, note 3).
[7]Most likely a dialect variant of “meistenteils.”
[8]Lotte may have been a secretary substituting for Ilse Einstein, who was away on vacation, or
even on a more permanent basis, since Ilse was in professional training (see note 12) .
[9]The invitation to Vienna was possibly sent to Einstein by Felix Ehrenhaft on behalf of the Chem-
ical-Physical Society (for the official invitation, see Doc. 196). The nomination may be an invitation
from the Batavian Society for Experimental Philosophy (Bataafsch Genootschap der Proefondervin-
delijke Wijsbegeerte) to become its corresponding member (see entry of 18 July 1919 in Calendar
and Doc. 195)
[10]Possibly a reference to the domestic help employed by Elsa Einstein in May (see Elsa Einstein
to Pauline Einstein, May 1919 [29 356]).
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