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[4]Perrin 1918.
[5]Perrin 1919. The idea Perrin refers to is the hypothesis that all chemical reactions take place
under the influence of radiation.
[6]According to Perrin, radioactive decay, too, is triggered by radiation, albeit of a new kind: “ultra
X-rays” (“rayons ultra X”), emitted by the Earth, and of much shorter wavelengths than ordinary
X-rays.
[7]Einstein had admired Perrin’s laboratory as a “kitchen of wonders” (“Wunderküche”; see Ein-
stein to Jean Perrin, 4 April 1913 [Vol. 5, Doc. 437]).
97. To Hedwig Born
[Berlin,] Sonntag. [31 August 1919]
Liebe Frau Born!
Ich hab Euch gegenüber ein ganz miserables Gewissen, ganz besonders Ihnen
gegenüber, weil ich mich so selten zum Schreiben bringe. Gleich zuerst, dass ichs
nicht vergesse: ich will gern für Ihren Mann K. W. Institut-Mittel herauszuschinden
suchen, wenn es geht—wenn wir wieder was zum Vergeben
haben.—[1]
Ich werde
Sie schon bald einmal in Ihrem behaglichen Nest
aufsuchen,[2]
wenn Sie sonst
ohne Einquartierung sind, warten Sie nur! Das mit Oppenheim ist falsch geraten;
meine Akademie-Besoldung hängt nicht mit seinem sondern mit Herrn Koppels
Geldbeutel zusammen. Ich habe gar nicht gewusst, dass Ihres Mannes Lehrstuhl
von O. gestiftet ist, ich weiss nur von der dortigen
Sternwarte.[3]
Die Beziehung
zwischen Oppenheim (junior) (den alten hab ich erst ein einziges Mal gesehen) und
uns ist rein privater Natur und hängt mit Herrn O. juniors philosophischem Stek-
kenpferde
zusammen.[4]
Eine Schwierigkeit liegt nur darin, dass ich sowohl Ih-
nen als Herrn O. junior versprochen habe, dort zu wohnen, wenn ich nach Frankfurt
käme; deren Lösung geht über meine Kräfte—es wird schon irgendwie werden. Ist
noch lang nicht so arg wie die Antwort von Althoff, der einem Übergangenen nach
der Besetzung einer im versprochen Professur durch einen andern ganz fröhlich
und grob sagt: „Ja meinen Sie denn etwa, Sie seien der einzige, dem ich die Profes-
sur versprochen
habe?!“[5]
Gestern war Stern bei mir. Er ist von Frankfurt und
dem Institut
begeistert.[6]
Mir hat der „Rausch“ nicht so übel gefallen, allerdings
unvergleichlich besser Strindbergs
„Traumspiel“.[7]
Ganz köstlich ist Herrn Bieberbachs Liebe und Verehrung für sich und seine
Muse.[8]
Gott erhalte sie ihm, denn so lebt sichs am besten. Früher, als die Leute
isolierter dahinlebten, waren solche Originale unter den Univ. Professoren schier
die Regel, weil sie mit keinem persönlich zu thun hatten, der ihnen in ihrem Fache
gewachsen war, und etwas anderes als ihr Fach für sie nicht existierte. In der Politik
halte ichs mehr mit Ihrem Mann als mit Ihnen. Ich glaube an die Entwicklungsfä-
higkeit des Völkerbundes und glaube auch, dass die mit seiner Entstehung zusam-
menhängenden Härten sich nach einiger Zeit verlieren werden. Schon jetzt sind die
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