2 0 0 D O C U M E N T S 1 3 8 , 1 3 9 O C T O B E R 1 9 1 9
138. To Max Born
[Berlin,] 16. X. 19
Lieber Born!
〈Sie sind〉 Du bist ein Prachtskerl! Habe 〈Ihr〉 Dein Pamphlet mit lebhafter Zu-
stimmungserklärung und einigen zusätzlichen Stänkereien dem glücklichen Adres-
saten zugehen
lassen.[1]
Deine Frau hatte recht mit dem Baum der
Erkenntnis.[2]
Ich hatte meine Vorväter doch für zu primitiv eintaxiert. Aber die Erkenntnis lassen
wir uns von ihr doch nicht so versäbeln. Was hat man denn Schöneres? Auch soll
sie nicht murren über die gesellige Öde, wenn sie doch einen so prächtigen Kerl bei
sich hat! Das kommt halt alles vom
Frieren.[3]
Vielleicht hat die Kälte auch Ihre
Galle in der Ministeriumsache zum Überlaufen
gebracht[4]
—das wäre doch ein gu-
tes Ergebnis. Die Briefe von Deiner Frau sind übrigens Meisterstücke—ohne
Schmeichelei.
Herzliche Grüsse an Euch Beide Euer
Einstein.
AKS (GyB, Nachl. Born, Nr. 188, Bl. 6). Einstein/Born 1969, p. 35. [8 141]. The verso is addressed
“Herrn Prof. Dr. Max Born Cronstettenstr. 9 Frankfurt a/M.,” and postmarked “Berlin [W] 30
17.10.19. 10–11V[ormittags].”
[1]Einstein forwarded an eight-page letter from Born to Carl H. Becker in the Prussian Ministry of
Education with Doc. 133. This is the first time that Einstein uses “Du” instead of “Sie” in his relation-
ship with Born, but he was inconsistent in its subsequent use (see Einstein/Born 1969, p. 35).
[2]Hedwig Born thought of the tasting of fruit from the Tree of Knowledge in the Garden of Eden
as a metaphor for attaining intellectual knowledge (see Einstein/Born 1969, pp. 34–35), while Ein-
stein viewed it as the gaining of sexual knowledge (see Doc. 97).
[3]For newspaper reports on coal shortages in the previous summer and rationing in anticipation of
winter, see Doc. 87, note 5. As Einstein informed his mother in Doc. 140, Born had complained to
him about the cold.
[4]Born decried the sad state of academic affairs in postwar Germany in vigorous terms (see Doc.
133, note 2).
139. To Zurich Physics Colloquium
[Berlin,] 16. X. 19
Liebes Kolloquium!
Ich danke Dir für den poetischen
Glückwunsch,[1]
und sende Dir nachstehende
holperige Returkutsche:
Frau Sonne uns Licht und Wärme schenkt
Doch liebt sie nicht den, der da grübelt und denkt.
Drum müht sie sich ab gar manches
Jahr[2]
Wie sie wohl schlau ihr Geheimnis’ bewahr!
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