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werden, die sowohl praktisch den Interessen der Besiedlung Palaestinas dienen,
wie auch in ihren theoretischen Peistungen des Namens einer Universitaet des jue-
dischen Volkes wuerdig sein muss. Es muessen die Lehrbeucher, die Gebaude vor-
bereitet, die grossen Geldmittel aufgebracht werden. Wir wollen keine halbe Arbeit
leisten und nicht zu den bestehenden, levantinischen Winkeluniversitaeten eine
neue
hinzufuegen,[2]
sondern eine gute Universitaet errichten, die, wenn auch mit
beschraenkten Mitteln, doch vollwertiges leisten soll.
Unser erster Schritt zur Verwirklichung der Idee ist, dass wir, fuer den Anfang
des kommenden Jahres nach einen neutralen Ort, wahrscheinlich in die Schwez,
eine Konferenz von juedischen Gelehrten einberufen wollen, welche ihren fach-
maennischen Rat und ihren wissenschaftlichen Ruf der Universitaet zur Verfue-
gung stellen wollen. Die Konferenz soll das entscheidende, wissenschaftliche Gut-
achten abgeben, zugleich aber vor der ganzen Welt fuer die Guete und
wissenschaftliche Verlaesslichkeit des Universitaetsplanes einstehen.
Dieser Brief ist, wenn auch nur ein Privatbrief, unser allererster Schritt: es ist
fuer uns eine Frage von entscheidender Wichtigkeit, ob Sie, Herr Professor, den die
Welt heute mit Recht als den groessten, juedischen Forscher bezei[c]hnet, den wir
aber vor allem auch als Menschen lieben und schaetsen—ob Sie bereit sein wollen,
an dieser Konferenz teilzunehmen und uns bei ihrer Vorbereitung zu helfen. Ich
brauche nichts darueber zu sagen, wie gluecklich das juedische Volk waere, wenn
es Sie an seine Universitaet berufen koennte, aber das ist eine Frage der
Zukunft.[3]
Erst muessen wir den Bau schaffen, der dessen wuerdig ist. Helfen Sie uns, verehr-
ter Herr Professor. Vorallem durch Ihr persoenliches Erscheinen und dann dadurch,
dass Sie Persoenlichkeiten, die Ihnen dazu geeignet erscheinen, zur Teilnahme an
der Konferenz gewinnen, sei es durch eine direkte Intervention, sei es auf dem Um-
wege ueber uns.
Es ist nicht gerade notwendig, dass alle diese Personen an der Konferenz teil-
nehmen—die womoeglich aus allen Laendern gleichmaessig beschickt sein soll—,
aber wir legen auch Gewicht darauf, dass unsere spaeteren Aufrufe und Veroeffent-
lichungen die Namen unserer besten Gelehrten aus aller Welt tragen. Ich erbitte mir
Ihre baldige Antwort, die hoffentlich zustimmend sein wird.
Meine Frau ist mit mir
hier,[4]
wir gedenken Ihrer sehr oft. Wenn Professor
Franck gewissenhaft war, hat er Ihnen oefters Gruesse
uebermittelt.[5]
Wir hoffen,
dass uns meine Arbeit bald nach Palaestina fuehren wird. Ihr dankbar ergebener,
S Hugo
Bergmann[6]
TLS. [36 824]. Written on letterhead of “Zionist Organisation” in English and Hebrew.
[1]Einstein taught at the German University of Prague from summer semester 1911 until summer
semester 1912.
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