D O C U M E N T 1 6 5 N O V E M B E R 1 9 1 9 2 3 3
Noch ein Zweites sehe ich ein. Meine Ansicht, dass der Zustand des Aethers
(d.h. die ) durch die Materie allein vollkommen bestimmt sein müsse, hat
nichts Zwingendes. Deshalb kann man auch die Geschlossenheit der Welt nicht so
bestimmt vertreten, wie ich das gethan
habe.[5]
Ich gebe aber die Hoffnung nicht
auf, dass diese Frage aus der astronomischen Erfahrung sich wird beantworten las-
sen, wenn wir es auch vielleicht nicht erleben werden. Vielleicht wird sie sich aus
dem Studium der Milchstrasse erschliessen lassen; ich bemühe michgegenwärtig
darum.[6]
Man kann die Frage in Newtonscher Sprechweise so stellen: Endigen im
leeren Raum Kraftlinien der Gravitation oder gilt der Gausssche Satz streng auch
für die grössten Räume, die unserer Erfahrung zugänglich sind? Allerdings muss
ich gestehen, dass für mich die Alternative der räumlich geschlossenen Welt viel
mehr Wahrscheinlichkeit hat, da ich es für unwahrscheinlich halte, dass der Dichte-
Limes für die ponderable Materie verschwinde.
Ihre Vorlesungen habe ich mit grösstem Genuss in der Hauptsache durchstu-
diert. Die Darstellung der Strahlungstheorie (bes. des Wienschen Verschiebungs-
gesetzes, der Kirchhoffschen Gesetze) und die der neusten Fortschritte der Quan-
tentheorie hat mir ganz besonders
gefallen.[7]
Mit herzlichen Grüssen an Sie und Ihre
Frau[8]
und bestem Dank für die Gast-
freundschaft an Sie beide bin ich Ihr treu ergebener
A. Einstein.
Ich habe vergessen, Ihnen meinen besonderen Dank zu sagen für die Aufnahme in
die batavische Genossenschaft, die mir vor einigen Monaten so viel Freude ge-
macht hat, und die ich Ihnen zu verdanken
habe.[9]
Zu meiner grossen Freude habe ich gehört, dass es De Haas wieder gut geht. Ich
bitte Sie, den beiden meine herzlichen Grüsse zu
bringen.[10]
ALS (NeHR, Archief H. A. Lorentz). [16 494].
[1]The previous document.
[2]During his two-week trip to the Netherlands in late October to beginning of November.
[3]As Einstein informed Benjamin de Jong van Beek en Donk, members of a private commission
investigating German war crimes had issued a publication with Einstein’s name on the list of coau-
thors that had to be withdrawn (see Doc. 163).
[4]The remark is made in Doc. 153.
[5]A reference to Einstein’s debate with Willem de Sitter and others concerning the cosmological
implications of Einstein’s statement of Mach’s principle. For a detailed discussion of Einstein’s ear-
lier correspondence on this topic, see Vol. 8, the editorial note, “The Einstein–De Sitter–Weyl–Klein
Debate,” pp. 351–357.
[6]Einstein’s idea was to calculate, using Newton’s theory, the gravitational field of stars in a stellar
system from their statistical distribution and masses, as well as the stars’ average velocities necessary
to prevent the stellar system from collapsing, and then to compare these velocities with their observed
values. From the difference, one could estimate the value of the cosmological constant and the spatial
dimension of the universe (see Einstein 1921f [Vol. 7, Doc. 56], notes 2 and 3). Even though this idea
was only made public more than a year later (in Einstein 1921c [Vol. 7, Doc. 52], p. 13), Einstein’s
astronomer assistant, Erwin Freundlich, had been wrestling with the calculations since June 1917 (see
gμν
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