D O C U M E N T 2 0 2 D E C E M B E R 1 9 1 9 2 8 5
202. From The Svedberg
Upsala, Physikalisch-chemisches Universitäts-Laboratorium 8 Dez. 1919.
Hochgeehrter Herr Professor!
Vielleicht erinnern Sie sich noch meinen Namen in Zusammenhang mit Versu-
chen über die Brownsche Bewegung. Vor mehreren Jahren haben wir ja sogar ein
Paar Briefe in dieser Angelegenheit
gewechselt.[1]
Indem ich mich auf diese unsere
Beziehungen berufe wage ich an Sie eine Frage zu richten. Es ist hier bei uns (wie
es wohl auch in anderen Ländern der Fall ist) in der letzten Zeit ein sehr grosses
Interesse für Ihre Relativitätstheorie zu Tag gekommen. Die Beobachtungen bei
der letzten Sonnenfinsternis hat wohl zu diesem plötzlichen Ansteigen des Interes-
ses ausserhalb dem Kreise der Fachgenossen
beigetragen.[2]
Fast jede von unseren
grösseren täglichen Zeitungen hat eine mehr oder weniger gelungene Schilderung
der Relativitätstheorie gebracht. Einer meiner Freunde Dr. Anton Blanck, der eine
Wochenschrift für Politik, Litteratur, Kunst und Wissenschaft, d. h. eine allgemeine
kulturelle Wochenschrift, herausgiebt hat mich nun gebeten mich an Sie Herrn Pro-
fessor zu wenden mit der etwas kühnen Bitte einen Aufsatz über diesem Thema für
sein Magazin zu
schreiben.[3]
Ich wäre dieser Aufforderung nicht entgegengekom-
men und würde diesen Brief nicht geschrieben haben, wenn ich nicht der Ansicht
wäre, dass Sie mit einem solchen Artikel auch die Wissenschaft dienen würden.
Ihre Idéen sind ja von einer solchen Tragweite dass dieselben unbedingt auch wei-
tere Kreisen bekannt gemacht werden müssen. Vielleicht finden Sie dass dies eine
Sache Ihrer Schüler ist und dass Sie sicht nicht mit einer derartigen Popularisierung
Ihrer Gedanken befassen wollen; meiner Ansicht Nacht ist es aber von niht zu un-
terschätzender Bedeutung dass der Meister selbst auch einmal seine Stimme in
dem Kreise der Laien zu hören giebt.
Der in Frage stehende Artikel müsste natürlich möglichst frei von Mathematik
sein. Es wäre das Hauptgewicht auf die Allgemeinen Grundgedanken, die experi-
mentellen Konsequenzen und vor allem auf die Folgerungen in Bezug auf unseren
Weldbilde zu legen—wie das Newton–Copernikanische Universum gegen ein an-
deres anzutauschen ist o.s.w.
Der Herausgeber ist bereit für den Aufsatz,—der etwa 16 Seiten umfassen könn-
te—, 3000: (drei tausend) Mk (= etwa 300 schwed. Kronen) zu zahlen.
Indem ich nochmals für meine etwas kühne Frage um Entschuldigung bitte bin
ich Ihr sehr ergebener
Professor Dr. The Svedberg
P. S. Der Artikel würde hier in Upsala ins Schwedische übersetzt werden und wür-
de ich zusehen dass keine Missverständnisse sich einschleichen.
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