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241. From Hedwig Kohn
Breslau, Physikalisches Institut an der Universität an der Kreuzkirche 4, den 2. Januar 1920
Sehr geehrter Herr Professor,
Im August 1919 bin ich bei dem Direktorium des Kaiser Wilhelminstituts für
Physik um die Bewilligung der Mittel zur Beschaffung eines Quarzspektrographen
eingekommen und habe mir dann im September erlaubt, bei Ihnen vorzusprechen,
um Ihnen nähere Angaben über die Ziele der von mir beabsichtigten Untersuchun-
gen zu machen, zu deren Durchführung ein Quarzspektrograph erforderlich
wäre.[1]
Sie waren damals so liebenswürdig, mich darauf hinzuweisen, dass ich
diese Angaben noch einmal schriftlich darlegen und zugleich auch Angaben über
den Preis des Quarzspektrographen machen sollte. Leider ist es mir nach langwie-
riger Korrespondenz mit verschiedenen Firmen erst in diesen Tagen gelungen, von
der Firma Schmidt und Haensch einen freibleibenden, ungefähren Kostenanschlag
zu erhalten, und daher komme ich erst jetzt auf mein damaliges Gesuch zurück.
Ich beabsichtige in erster Linie, den photoelektrischen Effekt an Dämpfen zu un-
tersuchen bei Bestrahlung derselben mit monochromatischem Licht von der Fre-
quenz der von diesen Dämpfen absorbierten resp. emittierten Spektrallinien; hier-
bei möchte ich feststellen, ob der lichtelektrische Effekt d. h. Ionisation erst bei
Bestrahlung mit dem Licht der ultravioletten Grenzlinie der Serie des unerreg-
ten Atoms eintritt, was vom Standpunkt des Bohrschen Atommodells nach der
Quantengleichung der Fall sein müsste falls quantenhafte Absorp-
tion vorliegt. (V = Ionisierungsspannung) Die Versuchsanordnung soll möglichst
so getroffen werden, dass photoelektrischer Effekt an den Gefässwänden Elektro-
den etc experimentell ausgeschlossen wird und daher nicht wie bei früheren Versu-
chen (Steubing 1909 an
Hg-Dampf)[2]
bei der Deutung der Resultate berücksichtigt
zu werden braucht.
Ich beabsichtige ferner, diese Untersuchungen, wenn möglich an einem im Va-
kuum verlaufenden Dampfstrahl vorzunehmen, um bei eintretender Ionisation die
Anfangsgeschwindigkeit der abgetrennten Elektronen unter den gleichen Bedin-
gungen wie es beim photoelektrischen Effekt an einem festen Körper geschickt,
feststellen zu können. Hierbei läge mir im besonderen daran, zu untersuchen, ob
etwa bei Bestrahlung des Dampfes mit kontinuierlicher Strahlung von grösserer
Frequenz als die Grenzfrequenz der Absorptionsserie des Dampfes, mit dem Auf-
treten der sich an die Grenzwellenlänge anschliessenden kurzwelligeren Bande
Anfangsgeschwindigkeiten der Elektronen verknüpft sind, die dem Überschuss der
absorbierten Energie über den zur Ionisation erforderlichen Betrag ent-
sprechen.
v∞
e V h v∞ =
hv∞
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