D O C U M E N T 2 9 6 F E B R U A R Y 1 9 2 0 4 0 5
Isar Co. in Munich and guest lecturer in aeronautical engineering at the Technical University of
Munich.
[2]Brought about by the confirmation of gravitational light deflection by the British eclipse expe-
ditions.
[3]Pauline Einstein arrived in Berlin on 28 December (see Doc. 242).
[4]See a similar explanation for his unwillingness to continue the lectures in Zurich in Doc. 235.
[5]Possibly a reference to a repeated invitation to give a lecture in Munich; see Doc. 5 for Einstein
declining an earlier invitation.
296. To Edgar Meyer
Berlin, den 2. Febr. [19]20.
Lieber Herr Meyer!
Ihrer freundlichen Aufforderung, mich zur Besetzung der Lehrstelle für theore-
tische Physik an der Züricher Universität hinsichtlich der Herren Epstein, Rat-
nowsky, Tank und Scherrer zu äussern, komme ich gern
nach.[1]
Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus überragt Epstein die drei Anderen in
solchem Maasse, dass es für mich keinen Zweifel gibt, dass nur Epstein für die Pro-
fessur in Frage kommen kann. Seine Theorie des Stark-Effektes ist eine wissen-
schaftliche Tat von bleibendem
Wert.[2]
Ferner darf nicht vergessen werden, dass
Somerfelds Quanten-Bedingung für Systeme von mehreren Freiheitsgraden erst
durch Epstein eine einwandfreie Formulierung erhalten
hat.[3]
Epstein ist ein For-
scher von internationaler Bedeutung.
Mit Epsteins Wahl wäre aber das Problem für die Universität Zürich noch nicht
gelöst. Epstein ist ein Lehrer für Vorgeschrittene, ein Führer für junge Menschen,
die theoretisch arbeiten wollen, aber kein Lehrer für Anfänger. Es bedarf neben
ihm unbedingt noch einer Lehrkraft für die einführenden Kollegien. Für diese Auf-
gabe kann unter den drei Anderen nur, so weit ich es beurteilen kann, Herr Rat-
nowsky in Frage kommen, da die beiden anderen Herren sich als theoretische Phy-
siker und speziell als Lehrer der theoretischen Physik noch nicht hinreichend
ausgewiesen
haben.[4]
Von Ratnowsky weiss ich, dass er unter den erschwerensten
Bedingungen als Universitäts-Lehrer grosse Erfolge erzielt, und der Universität
jahrelang wertvolle Arbeit geleistet
hat.[5]
Dabei ist er eine echte Forschernatur, die
unter weniger widrigen Umständen wohl auch rein wissenschaftliche Leistungen
von bleibendem Wert gezeitigt
hätte.[6]
Ich gehe wohl auch nicht fehl, wenn ich
ihm an der wichtigen mit Herrn Guye in Genf zusammen ins Werk gesetzten Un-
tersuchung zur Elektronen-Mechanik einen erheblichen schöpferischen Anteil zu-
spreche.[7]
Ich möchte es Ihnen an’s Herz legen, für Herrn Ratnowsky auf’s Wäm-
ste einzutreten; er verdient es wirklich.
Mit herzlichen Grüssen Ihr
A. Einstein.
Previous Page Next Page