D O C U M E N T 3 1 9 F E B R U A R Y 1 9 2 0 4 3 5
Ihr Schreiben müsste aber recht bald in meinen Händen sein (die erste Kommissi-
onssitzung findet bereits diesen Sonnabend
statt).[4]
Es wird schwer sein, Born zu
gewi[n]nen und man müsste ihm nachher selbst überlassen, betreffs der Nachfolge
für Voigt entscheident mitzusprechen—für diese Voigtsche Stelle, die übrigens nur
ein Extraordinariat ist, könnte dann ein mehr experimentirender Physiker in Frage
kommen.[5]
Indem ich die Belästigung entschuldigen zu wollen bitte und im voraus bestens
danke, bin ich herzlich grüssend Ihr
Hilbert.
ALS. [13 063]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
[1]For Hilbert’s efforts to keep Debye in Göttingen, see Doc. 225. Peter Debye’s appointment as
professor at the Swiss Federal Institute of Technology was finally approved on 2 February; Paul
Scherrer was nominated as extraordinary professor at the same institution at the end of January (see
Doc. 281, notes 5 and 7).
[2]Beginning in summer semester 1915, Debye and Hilbert had conducted a joint seminar on the
structure of matter at the University of Göttingen.
[3]Max Born; Arnold Sommerfeld; Constantin Carathéodory.
[4]The Philosophical Faculty decided in its session of 21 February 1920 to recommend the list
Sommerfeld–Born–Mie as possible successors to Debye, but added that Sommerfeld should be asked
personally beforehand; see Dahms 2002, p. 149.
[5]Woldemar Voigt (1850–1919), Professor of Physics at the University of Göttingen, had died on
13 December 1919. For a historical discussion of Born’s role in reorganizing the physics faculty,
which included finding a succesor to Voigt, see Dahms 2002.
319. From Friedrich Kottler
Wien, 19. 2. 20
Sehr verehrter Herr Professor!
Ich danke ergebenst für Ihren freundlichen Brief vom 5. 2. und die Zusendung
Ihrer
Abhandlung.[1]
Was zunächst die Frage meiner Anstellung anbelangt, so habe ich den Übergang
in die Praxis schon seit einiger Zeit als ultima ratio ins Auge gefaßt. Ich trage
gleichwohl bisher Bedenken, diesen Weg zu betreten, da er bei meiner Arbeitswei-
se vermutlich das Ende meiner wissenschaftlichen Laufbahn bedeuten würde. Ich
bin nämlich auf meine Vorlesung angewiesen, die ich zur Ausarbeitung meiner Ide-
en zu benutzen pflege; es erscheint mir aber schwierig, die Ausübung der akademi-
schen Lehrtätigkeit mit einem praktischen Beruf zu vereinigen. Überdies habe ich
mit einer ähnlichen Stelle, einem Assistentenposten bei Lecher, seinerzeit üble Er-
fahrungen
gemacht;[2]
ich konnte zu keiner produktiven Arbeit kommen, weshalb
ich die Stelle nach 2 Jahren aufgeben mußte. Die gleichen Gefahren scheinen mir
bei allen praktischen Stellen zu drohen; wenigstens gibt es hier in Wien keine, die
Previous Page Next Page