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322. To David Hilbert
Berlin, den 21. Februar 1920
Lieber Herr Kollege:
Leider kommt mein Brief nicht mehr rechtzeitig in Ihre Hände. Aber ich antwor-
te Ihnen sofort in der Meinung, dass Sie von meinem Schreiben doch noch Ge-
brauch machen
können.[1]
Nach meiner Ueberzeugung ist Herr Born von den deutschen theoretischen Phy-
sikern, welche heute auf der Höhe ihrer Arbeitskraft stehen, der bedeutendste (mit
Debye). Seine systematischen Forschungen über die Mechanik der Krystallgitter
bedeuten für unsere Kenntnis von den Vorgängen in festen Körpern einen bedeu-
tenden Fortschritt, der heute in all seinen Konsequenzen noch nicht einmal voll-
ständig überblickt werden
kann.[2]
Erst Borns Arbeiten haben uns die Gewissheit
gebracht, dass—wenigstens bei Salzen vom Typus Na Cl—die Kohäsionskräfte
elektrischer Natur
sind.[3]
Born ragte vom Anfang seines Schaffens an durch sein mathematisches Können
hervor. Während aber sein Schaffen in früheren Jahren bis zu einem gewissen Gra-
de tatsachenfremd war, hat sich in den letzten Jahren bei ihm ein sicherer intuitiver
Blick fuer das Wirkliche entwickelt, sodass er heute einer der bedeutendsten und
hoffnungsvollsten Vertreter unseres Faches ist.
Daneben ist Lehrtalent und Stil bei Born zu bewundern, sein edler und mutiger
Charakter und seine grosse Arbeitskraft. Ich denke, Born passt nirgendshin besser
als nach Göttingen, und er wäre eine Zierde der Göttinger Universität.
Es grüsst Sie herzlich Ihr
TLC. [13 065]. Addressee’s name is typed above salutation: “Herrn Geh. Rat Prof. Hilbert Goet-
tingen.”
[1]Hilbert had asked Einstein to send his opinion of Max Born’s qualifications as successor to Peter
Debye before the first meeting of the faculty selection committee on Saturday, 21 February (see Doc.
318).
[2]See, e.g., Born 1915.
[3]See Born 1920a.
323. To Richard Wettstein
Berlin, den 21. II.
1920[1]
Ich bin bereits von Herrn Prof. Wegscheider über Herrn Ehrenhaft gefragt wor-
den, und er dürfte wohl von meinem Schreiben Gebrauch gemacht
haben.[2]
Meine
Ansicht ist die folgende.
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