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TLSC (NeHR, Vienna Circle Archives). [21 630]. Addressee’s name is typed above salutation: “Herrn
Prof. Dr. M. Schlick Rostock.”
[1]The same day, Einstein wrote letters both to Marcel Grossmann (see Doc. 330) and to Heinrich
Zangger in Zurich (see Doc. 332). Schlick requested his help in obtaining a position at the University
of Zurich in Doc. 327.
[2]Fritz Medicus was negotiating with the authorities at the University of Giessen (see Doc. 327).
[3]Schlick, who had been Max Planck’s doctoral student, had invited both Planck and Einstein to
stay with him while they were in Rostock (see Doc. 137).
[4]In mid-December 1919 Schlick expressed interest in forming a local chapter of the Clarté (see
Doc. 222); Einstein was asked to head the German Clarté (see Doc. 234, note 6).
[5]On the disruptions of Einstein’s lectures and the responses by Einstein and the administrators of
the University of Berlin, see Docs. 315 and 320.
332. To Heinrich Zangger
[Berlin, 27 February
1920][1]
Lieber Zangger!
Ich danke Ihnen für Ihre lieben Briefe. Es thut mir immer so leid, dass Sie so viel
über Krankheit Ihrer Freunde zu klagen haben. Hoffentlich geht es allen wieder
gut. Meine Mutter ist heute vor einer Woche gestorben nach furchtbaren
Qualen.[2]
Wir sind alle ganz erschöpft vom blossen Miterleben; man fühlt bis in die Knochen,
was die Bande des Blutes bedeuten! Das Morphium hat viel gelindert—in einem
Monat soll es hier keines mehr geben! Überhaupt steht man hier wie vor einer
Wand, weil man sich kein Bild von der Zukunft machen kann.
Es freut mich, dass Ihr Debye nach Zürich bekommnt; er ist ein eminent begab-
ter und arbeitskräftiger Mensch auf dem Gipfel seiner Thatkraft. Er wird dem Poly
einen nie gekannten Aufschwung geben in wissenschaftlicher
Beziehung.[3]
Noch
zweier Männer will ich gedenken, die für eine Berufung in die Schweiz in Betracht
kämen: der Philosoph M.
Schlick[4]
(Privatdozent der Philosophie in Rostock) und
Kammerer, der Wiener
Biologe.[5]
Schlick hat eine Erkenntnistheorie und ein
Büchlein über Relativität vom philosophischen Standpunkt geschrieben, beides
ausgezeichnet.[6]
Auf mich macht er von den gegenwärtigen Philosophen am mei-
sten Eindruck; er wäre eine glänzende Aquisition. Als Kant-Gegner und Internatio-
nalist hat er hier wenig Aussichten.— Kammerer können Sie besser beurteilen als
ich. Er ist in so bedrängter Lage, dass er überhaupt nicht mehr wissenschaftlich ar-
beiten kann. Auch er hat als Internationalist und Pazifist wenig Aussichten in
Deutschland. Denken Sie an die
beiden![7]
Ich weiss noch nicht, wann ich in die Schweiz kommen kann. Ich muss nämlich
nach Holland. Ich habe versprochen, in Genf einen Vortrag zu halten, wenn ich in
die Schweiz
komme.[8]
Ich bin sehr froh, dass Albert bei Ihnen
ist;[9]
ich werde
bald wieder „europäisches“ Geld für meine Familie kriegen, mit hiesigem ist nichts
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