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Reichsregierung zum Ausdruck zu bringen: so haben die Professoren Einstein,
Wundt, Köster, Witkowsky und Behrens als Gelehrte und Künstler bei aller Abnei-
gung gegen jegliche Propaganda über die Aufgaben der Gesellschaft sich geäus-
sert, und ich habe auch von diesen Herren mit Ausnahme von Ihnen, sehr geehrter
Herr Professor, ein Gutachten
erhalten.[2]
Im uebrigen verstehe ich durchaus die
Grundanschauung, die aus Ihrem Brief spricht: Alle Propaganda ist hässlich. Die
Idealzustand wäre der, dass es in der Welt eben nur objektive Meinung gäbe, die
die beste Garantie dafür wäre, dass sich eben alles Gute von selber durchsetzt.
Nichts wäre schöner hier als ein „laisser faire“ oder „laisser passer“, doch scheint
mir die Welt von heute, die vorläufig noch eine kapitalistische ist, weit entfernt da-
von zu sein, sich solchen Grundsatz wirklich zu erwerben.
Ein Wort nun noch über die praktische Tätigkeit der Gesellschaft. Wir wollen
nicht mit aller Gewalt das deutsche Buch im Ausland vertreiben, sondern wir hul-
digen durchaus dem Prinzip der Gegenseitigkeit und bemühen uns ernsthaft darum,
nicht nur englische und französische Verleger dazu zu bringen, gute deutsche Bü-
cher in Englisch oder Französisch zu übersetzen, sondern wirken auf unsere in un-
serer Gesellschaft zusammengeschlossenen Verleger, gute engl. oder franz. Bücher
ins Deutsche zu übertragen, kurzum zur Verständigung der Völker beizutragen. Ich
will Sie nun mit meinem Schreiben nicht mit aller Gewalt zu einem Gutachten brin-
gen. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn ich von Ihnen, dessen Name die letzte Zeit
die wissenschaftliche Welt erfüllte, bestätigt bekäme, dass Sie eben bei Beurteilung
der Aufgaben unserer Gesellschaft sich in einem Missverständnis befanden.
In ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebener
H. Pfei[ffer]
Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuchhandel
TLS. [43 390]. Written on letterhead of “Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel.” Ilse Ein-
stein wrote “beantw. am 8. IV. 20.” at the head of the document.
[1]Doc. 343.
[2]Wilhelm Wundt (1832–1920), Emeritus Professor of Inductive Philosophy at the University of
Leipzig; Albert Köster (1862–1924), Professor of Modern German Language and Literature, and
Georg Witkowski (1863–1939), Extraordinary Professor of German Language and Literature, both at
the University of Leipzig; probably Peter Behrens (1868–1940), architect and industrial designer.
355. From Hendrik A. Lorentz
Haarlem, den 17 März 1920
Lieber Herr Kollege,
Ich vernahm von Ehrenfest, dass der Verlust, den Sie schon so lange fürchteten,
Sie jetzt betroffen hat, und wir, meine Frau und ich, versichern Sie beide von unse-
rer herzlichen Teilnahme in Ihrem
Leide.[1]
Wir können uns vorstellen, wie traurig
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