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fuer seine Schriften gegen den Krieg keinen Verleger fand”; see letter from Carlota B. de Bahn to
Helen Dukas, 12 March 1968).
359. From Eduard Korrodi[1]
Zürich, den 23. März 1920.
Sehr geehrter Herr!
Die ruinösen wirtschaftlichen Folgen des Krieges treffen in einem Masse die
wissenschaftlichen Betriebe der Zentralstaaten, dass die Frage wohl erwogen wer-
den darf, ob schweizerische Bildungsinstitute und Bibliotheken der Universitäten
in der Lage wären, ihre Hilfe in irgend einer Form zu
bekunden.[2]
Wir erlauben uns, Sie zu fragen, ob Sie geneigt wären, uns Ihre Meinungsäusse-
rung zugehen zu lassen für eine Enquete, in der vorläufig nur schweizerische Ge-
lehrte des In- und Auslandes vertreten sein werden.
1.) Lassen sich praktisch Mittel finden, um die notleidenden Länder in den Be-
sitz der unentbehrlichsten Lehr- und Orientierungswerke,
Jahresberichte,[3]
und
Zeitschriften zu bringen, die wegen der Valuta für Deutschland und Oesterreich un-
erschwinglich geworden sind? Könnte die Hilfe nicht damit einsetzen, dass die ge-
lehrten Gesellschaften des neutralen Auslandes Abonnemente der wichtigsten
Zeitschriften ihres Landes und des Entente-Landes in Form eines Darlehens ver-
schafften, das in einer angemessenen Frist rückzahlbar wäre?
2.) Könnten die gelehrten Gesellschaften der neutralen Länder nicht bei den
Schwestergesellschaften der Entente-Länder dahin wirken, dass jene Gesellschaf-
ten den Zentralstaaten entgegen kämen, da doch auf vielen Wissenschaftsgebieten
die deutsche Arbeit dem gesamten Wissensbetrieb zugute kommt und offenkundig
benützt wird.
Wir glauben, dass die Schweiz sich den Gedanken an die Hilfe wenigstens
schuldig ist und möchten Sie sehr bitten, uns Ihre Meinung mitzuteilen. Es kann
sich nicht um einen grösseren Aufsatz handeln, sondern um eine kurze Antwort
oder Anregung, die sich aus Ihrem Wissenschaftsgebiete ergeben.
Wir möchten die Enquéte an Ostern veröffentlichen und müssten deshalb die
Antwort anfangs nächster Woche erhalten.
Hochachtungsvoll
Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung Zürich
Dr. Eduard Korrodi.
TL. [44 546]. This form letter was addressed to Einstein in its cover letter [44 544], dated 24 March.
[1]Eduard Korrodi (1885–1955) was the literary editor of the Neue Zürcher Zeitung.
[2]For Einstein’s response to this letter, a proposal for an international exchange of books and jour-
nals, published 4 April 1920 in the Neue Zürcher Zeitung, see Einstein 1920b (Vol. 7, Doc. 36). For
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