D O C U M E N T 3 6 1 M A R C H 1 9 2 0 4 8 7
[3]Hans Albert had apparently spent some time with Michele Besso in Bern or Zurich; otherwise
he was staying with Heinrich Zangger (see Doc. 332) while Mileva was away.
[4]Ehrenfest hoped that Einstein would be able to deliver his inaugural lecture as special professor
at the University of Leyden on 5 May (see Doc. 347).
[5]On 26 March 1920, the rate of exchange was 13 marks to one Swiss franc (see Berliner Tage-
blatt, 26 March 1920, Evening Edition).
[6]On 13 March a general strike was announced by the government in order to paralyze the Kapp
regime (see Doc. 352, note 9). Railroad traffic was limited to the transport of food and coal to the civil-
ian population but only “for the most pressing need” (“für den nötigsten Bedarf”; Vossische Zeitung,
24 March 1920, Morning Edition, 1st Supplement). The university reopened on 25 March 1920 (see
Vossische Zeitung, 25 March 1920, Evening Edition).
[7]See Vol. 1, the editorial note, “ETH Entrance Examination and Aargau Kantonsschule,”
pp. 10–12.
361. To Heinrich Zangger
[Berlin,] 26. III. 20.
Lieber Zangger!
Ihre Karte erhielt ich natürlich verspätet wegen des politischen
Karnevals.[1]
Ich
danke Ihnen für die Mühe, die Sie sich gegeben haben. Den Gesichtspunkt,
Schweizer anstellen zu wollen, begreife ich
durchaus.[2]
Scherrer ist fähig und
tüchtig, wenn auch kein eigentlicher Theoretiker. Bernulli aber ist unfähig; seine
Ernennung wäre
Sabotage.[3]
H. A. Lorentz und Ehrenfest bieten Epstein eine be-
zahlte Stelle in Leiden an, trotzdem dort nichts frei
ist.[4]
Die Holländer thun viel
für die Wissenschaft um ihrer selbst willen. Daran fehlt es noch in der
Schweiz.[5]
Man sollte nicht vergessen, dass Reichtum verpflichtet.
Sie dürfen nicht bös sein wegen der 300 fr. Ich gebe meiner Schwester auch
Geld, wenn sie durch mich Auslagen hat. Das ist doch ganz natürlich. Warum sol-
len denn die guten und aufopfernden Menschen ihrer Güte wegen besteuert wer-
den?[6]
Hier sind verworrene Verhältnisse, Korruption und Diktatur des Säbels. Das
Militär mordet straflos, trauriges Pack! Die Barbarei ist furchtbar. Regierung
schwach und stets zu faulem Kompromiss
geneigt.[7]
Für meine Familie werde ich
nun bald wieder sorgen können, wenigstens die nächsten paar Jahre. Auf lange hin-
aus kann man heutzutage doch nicht sorgen.
Im Mai bin ich in Holland. In den Sommerferien hätte ich gern die Buben, min-
destens Albert, bei mir. Da Schweiz wegen Valuta
ausgeschlossen,[8]
möchte ich
sie gern hier in der Nähe an einem See bei mir haben zum Segeln.
Haber wird Fischers Nachfolger an der
Universität.[9]
Ich lese Dostojewski
(Brüder Karamasow). Es ist das Wunderbarste, was ich bisher in der Hand
hatte.[10]
Ich würde Sie und Besso gern bald wiedersehen. Aber zu einer Reise in die
Schweiz werde ich nicht so bald kommen. Herzlich Grüsse, auch an die Frau und
Ihre Kleine von Ihrem
Einstein.
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