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Vielleicht werden Herr Professor die Güte haben, zu diesen Ausführungen Stel-
lung zu nehmen, da dieses eine Frage von Wichtigkeit ist, die fast jedermann stellt
und auf die jedenfalls eine Antwort erteilt werden muss.
Ich bin auch vom Monistenbund aufgefordert, über die Relativitätstheorie zu
sprechen und ich habe dieser Aufforderung auch Folge geleistet. Der Stoff ist hier
auf 4 Vorträge verteilt, die rein sachlich die physikalische Theorie
behandeln.[2]
Daß die Bestrebungen des Monismus, die Naturereignisse auf eine Ursache zu-
rückzuführen, durch die Relativitätstheorie bedeutend gestützt werden, habe ich
nicht dargelegt, weil dadurch unter Umständen das Ansehen der Relativitätstheorie
bei der Allgemeinheit leiden könnte, denn letztere hält die Monisten entweder für
gottlose Menschen oder so eine Art Spartakisten, und wird dann mit dem Monis-
mus auch die Relativitätstheorie
verdammen.[3]
Es hat sich zwar niemand in der
Weise geäussert, so hoffe ich dann auch daß ich noch einmal über die Beziehungen
der Relativitätstheorie zur monistischen Weltanschauung unbesorgt sprechen kann.
Sollten Herr Professor hiergegen Bedenken hegen, so darf ich wohl auf gefällige
Nachricht hoffen.
Ich hatte schon in Ihrer Antwort auf die Frage der Stellung der Relativitätstheo-
rie zur Philosophie erwartet, daß besonders die Einheitslehre am besten mit der Re-
lativitätstheorie auskommt (einen dualistischen Positivismus kann ich mir nicht
denken).
Herr Professor würden mich mit der Beantwortung obiger Fragen zu grossem
Dank verpflichten.
Mit der Bitte um Verzeihung der Belästigung verbleibe ich ergebenst mit grös-
ster Hochachtung
Georg Vogelpohl
TLS. [45 178].
[1]Vogelpohl (1900–1975) had graduated from high school the year before.
[2]He delivered a lecture on “The Essential Features of Einstein’s Theory of Relativity” (“Die
Grundzüge der Einsteinschen Relativitätstheorie”) on 12 March 1920 in the Naturwissenschaftliche
Verein in Osnabrück (see Osnabrücker Zeitung, 10 March 1920; and Osnabrück 1921, p. xi).
[3]On the Deutscher Monistenbund, monism, and its hostile stance toward religion, see Doc. 250,
note 1 and Doc. 260.
377. To Georg Vogelpohl
[Berlin, after 16 April
1920][1]
Ihrer [Beantw.] der Frage: was ist außerhalb der [sphärischen Welt] habe ich
nichts beizufügen, da ich sie restlos billige. Zu [Weltanschauungs]fragen, z. B. zum
Monismus scheint mir d. R. T. in keiner engeren Beziehung zu stehen als jede
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