DOCUMENT 29 NOVEMBER 1896 51 kommen Sie auch nicht so spät Schatzi, Sontags muß ich vor 4 Uhr schon wieder weg, s'Ist eben noch gar weit zu laufen bis nach Olsberg fast 11/2 St. von der Bahnstation weg.[3] Letzten Sonntag ging ich unter strömendem Regen durch den Wald, um Ihr Körbchen an die Post zu tragen, ists auch bald angekommen?-Mein Lieb, ich begreife eine Stelle in Ihrem Brief nicht recht. Sie schreiben, daß Sie nicht mehr mit mir korrespondieren wollten, warum aber nicht Schatzi? Sie sagten ja schon im Toggenburgerbrief,[4] daß wenn ich in Olsberg sei, wir uns wieder schreiben wollten. Aber gelt, ich plage, möchts aber nicht thun u. damit warten bis wieder zusammen sind. Aber dann, vergessen thu ichs nicht, krieg ich eine recht liebe Antwort, wie ich sie gerne möchte und dann spielen wir zusammen und --- ach ich freu mich halt schrecklich. Sie schelten mich ungezogen, Albert, daß ich nicht schreiben will, wieso und warum ich hieher gekommen. Aber Sie Lieber Böser, wissen Sie denn nicht daß es viel Schöneres u. Gescheiteres zu schwatzen gibt u. zu erzählen als so was Dummes. Und wenn Sie, großer lieber Philosoph, (aber ganz falscher) so böse u. gar nicht wahre Schlüsse machen (gelt, s'sind auch nicht immer alle Gedanken, auch bei einem so weisen lieben Lockenkopf, logisch!) sowie im letzten Brief an Ihr Liebchen, so begreif ich das gar nicht und sind Sie mir recht bös, daß Sie so wüst schreiben können. Aber wartens Sie kriegen schon noch tüchtig Geschimpfts wenn ich heim komme, da oben lernt mans, Schatzi! Ich schreib wohl lauter Kohl, gelt u. am End lesen Sies gar nimmer fertig (aber glauben thu ichs nicht.) Aber gelt Schatzi, Sie wissen ja gut was drinn bei mir im Herzen für Sie ganz allein alles wohnt und lebt und fühlt, und daß es so schön ist, seit Ihre liebe Seele in meiner webt u lebt, ich könnts ja nie sagen, weils keine Worte dafür gibt, ich kann nur sagen, ich hab Sie in alle Ewigkeit lieb, Schatzi u. Gott behüte und beschütze Sie. In inniger Liebe Ihr Mariechen ALS (MWalB, Albert Einstein Collection, no. 127). [1] Marie Winteler had an appointment for two months as a teacher at the Gesamt– und Bürgerschule in Olsberg, a village in northwest Aargau (see Minutes of September- December 1896, SzOlsG, Protokollbuch der Schulpflege Olsberg, vol. 2, and "Ausgaben pro 1896," SzOlsG, Kassabuch für den Schul- fond Olsberg). This letter has been dated on the assumption that it was written between the Wednesday before classes began and the Wed- nesday before the date of the following letter. [2] Swiss German for "Zettelchen." [3] Olsberg is 4 km south of the station at Rheinfelden. [4] Toggenburg is a region in the canton of St. Gallen. Einstein passed through during a school excursion in late June 1896 (see Doc. 48, note 6).
Previous Page Next Page