256 DOCUMENT 73 AUGUST 1900 Moane Olden die denken Dees is a dumme Sach ....... Ober sogen thans nix, Sonst kriegatens aufs Dach. Mein Doxerl sei Schnaberl Des mecht i gern hern Und nachher ihm's lusti mit meinem verspern ..... Nun, Schätzchen, bin ich schon den zweiten Tag hier bei meinen Alten und recht vergnügt mit ihnen. Von "Behandlung" ist gar keine Rede. Ich habe nie speziell von Dir gesprochen, doch Dich oft da und dort genannt. So viel ich merke, haben sie gar nichts gegen unser Verhältnis, offenbar deshalb weil sie nicht mehr denken, daß wir unsere Zukunft verderben. Außerdem wissen sie auch, daß ich mich nicht beeinflussen lasse. Wenn ich sie nicht reize, wird alles seinen muntern Gang nehmen-wir ein lustiges, frisches Paar und sie zufrieden und vergnügt damit. O wie ich mich freue, bis ich Dich wieder ans Herz drücken kann! In den ersten Tagen des Oktober wirds sein! Jetzt sollst Du mirs aber schön haben, Du mein einziges süßes Weiberl. Von der "Stelle" habe ich noch nichts gehört.[2] Aber ich nehms leicht. Wenn ich keine erhalte, dann gibt halt die "ganze Familie" Privatstunden. Dank des guten häuslichen Futters und des frohen Humors meiner Eltern ist mein Lebensmut wieder gewaltig gewachsen. Mein Vater ist ein ganz anderer Kerl geworden, seit er seine Geldsorgen nicht mehr hat.[3] Daß alle schwarzen Wolken verschwunden sind, siehst Du schon daran, daß er mit mir eine Reise nach Venedig macht, nachdem wir seine Centralen zusammen besucht haben. Ich möcht Dich küssen vor Freude und Entzücken, mein kleiner lieber Engel. Jetzt hast mir aber lang nicht geschrieben, Du wüste Hex Du! Hast wohl gar Angst, es kommt "daneben", oder bist sonst wild, Du Fratzerl? Oder magst mich gar nur gwunderi[4] und hungrig machen? Oder hast gar Angst vor schwesterlichen Witzen? [2] A position as Assistent at the ETH (see Doc. 69, note 7). [3] Hermann Einstein had recently obtained a second concession to build and operate a power plant (see Doc. 71, note 2). [4] Swiss German for "neugierig."
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