262 DOCUMENT 76 SEPTEMBER 1900 Denkens gar süß und nett zu vertreiben, gelt, süße Miez! Wie werd ich Dich beißen und herzen, wenn ich Dich wieder hab-& nun dauerts wegen dem dummen Kröpferl noch über 3 Wochen. Wie gehts denn damit? Ich reise voraussichtlich 1. Oktober nach Zürich, um persönlich mit Hurwitz wegen der Stelle zu reden.[4] Das ist doch besser als Schreiben. Ich soll mich um Verdienstquellen für Dich umsehen? Ich meine ich werde mich nach Pri- vatstunden umsehen, die dann vielleicht Du übernehmen könntest. Oder denkst Du noch an was anderes? Schreib mir doch darüber! Was übrigens auch immer werden mag, wir kriegen das reizendste Leben von der Welt. Schöne Arbeit und beisammen-und dabei sind wir jetzt noch beide unsre eigenen Herrn & stehen auf eigenen Füßen & können voll und ganz unsre Jugend genießen. Wer könnt es schöner haben? Wenn wir uns dann genug erspart haben, kaufen wir uns Velos und machen alle paar Wochen eine Radelpartie. Deiner lieben Schwester, die mir durch ihre muntern Brief- chen ja schon bekannt ist, wird es gewiß auch bei uns gefallen-ich brauch Dir wohl nicht erst zu sagen, daß sie mir herzlich willkommen ist, das lustige, trotzige Ding! Gestern hab ich in einem launigen Stündchen einem meiner früheren Lehrer in München, den ich besonders gern hatte, einen Brief geschrieben,[5] will sehen, ob er mir vielleicht was drauf antwortet. Nun hab ich schon den ganzen Boltzmann studiert und ein Stück der Kugelfunktionen, die mich jetzt sogar ziemlich interessieren.[6] In der Not frißt der Teufel Fliegen .... In ein paar Tagen kommt Luigi A[nsbacher], mit dem wir Maja stets necken-ich freue mich aufs Musizieren mit ihm. Ich hab auch schon daran gedacht, daß mein Schätzchen obdachlos ist, wenn es nach Zürich kommt. Frau Hägi hat leider in ihrer neuen Wohnung auch keinen Platz mehr.[7] Ich werde mich aber schon nach was umsehen. Vielleicht könnte ich Euch gleich Zimmer suchen. Wenn ich nur nicht Angst hätte wegen der Verantwortung-denn mein kleiner Balg ist gar kapriziös. Das arme Helenchen hat nun doch Feuer gefangen dank seiner rühmlichen Ausdauer-ihr feiner Geist wird nun in seinem Fett ersticken-eine traurige [4] A position as Assistent at the ETH (see Doc. 69, note 7). [5] Possibly a reference to Ferdinand Ruess, Einstein's Ordinarius in the fourth and sixth classes at the Luitpold-Gymnasium (see Kay- ser 1930, pp. 33-34). Einstein also maintained contact with Joseph Zametzer, a mathematics teacher at the same school (see Zametzer to Einstein, 7 January 1906). [6] Presumably Boltzmann 1896, 1898 (see Doc. 75, note 8), and Heine 1878, 1881. Heine is cited in Boltzmann 1896, pp. 170, 171, and mentioned by Einstein in Doc. 111. [7] Einstein's landlady.