318 DOCUMENT 124 NOVEMBER 1901 Aber hast Du wirklich kein Gelderl mehr? Schöne Sache! verdient der Mann 150fr. hat Kost und Wohnung,[2] und hat am Ende des Monats keinen Centim! Was thät da so irgend jemand sagen. Aber gelst, für den Sonntag wird das nimmer als Ausrede gelten, wenn Du bis dahin kein Gelderl bekommst, dann schicke ich Dir welches. Ist Dein Vetter noch bei Dir? Hat er sein Billet gefunden? Ist er extra hergekommen um Dich zu besuchen, man fahrt doch sonst nicht über Schaff- hausen, und hat so Malheur! Weisst, gestern war in Schaffhausen Jahrmarkt,[3] ich habe es aber leider erst spät erfahren, sonst wäre ich hingekommen und hätte Dir was schönes gekauft und mir Deinen Turm, und wenn möglich mein liebes Schatzerl ange- schaut. Wenn Du nur wüsstest, wie gern ich's wieder sehen möchte! Den ganzen Tag denk ich an es, und am Abend erst recht und dann sagt es mir allerhand liebe Sachen und dann denk ich erst recht an es. Ich bin sehr neugierig was Kleiner sagen wird, zu den beiden Arbeiten.[4] Er soll sich nur recht zusammennehmen, und was vernünftiges sagen. Wie tät ich mich freuen, wenn Du die andere auch bald machen könntest. Ich werde an Helene schreiben.[5] Sie hat jetzt sicher schon ihr "sehr Kleines" bekommen.[6] Ich habe ihr jetzt schon so lang nichts geschrieben, weil ich's in jener bösen Zeit gar nicht über's Herz brachte. Einmal schrieb ich ihr einen langen Brief und schüttete ihr all mein Leid aus doch dann zerriss ich ihn, und jetzt bin ich froh darüber. Ich glaube, wir sagen jetzt noch nichts vom Lieserl [7] aber Du schreibst ihr auch hie und da ein Par Worte wir müssen sie recht schön behandeln, sie soll uns doch zu was wichtigem helfen, aber haupt- sächlich weil sie so nett und lieb ist, und weil sie sich so damit freuen wird. Gellst Schatzerl.-Ich habe das Buch von Forel ausgelesen.[8] Der Stadler sagte dass der Hypnotysmus eine unmoralische Sache ist, und wo ich das Buch gelesen hatte, hatte ich ganz dieselbe, anekelnde Empfindung.[9] Die Suggess- tion spielt ja schon eine grosse Rolle überall, und ich finde auch dass sie [2] Einstein initially boarded at the private school where he taught, located at Fulach- straße 22 in Schaffhausen (see Doc. 122). [3] The Martinimarkt (St. Martin's Day Fair) was held on 12 November (see the ad- vertisement in Tage-Blatt für den Kanton Schaffhausen 61, no. 264 (11 November 1901), section 1, p. [3]). [4] The two papers referred to are presum- ably the doctoral dissertation that he formally submitted to the University of Zurich on 23 November (see Doc. 132), and an early version of Einstein 1902b (see Doc. 122, in particular, note 5). [5] See the following letter. [6] Helene Savic gave birth to a daughter, Julka, on 28 October. [7] See Doc. 111, note 3. [8] Forel 1891. [9] Maric attended a course, "Grundriss der Psychologie," given by Prof. August Stadler (1850-1910) in the winter semester of 1896-1897 (see her ETH Matrikel, SzZE Rektoratsarchiv, file no. 85).