lvi BEITRAG FÜR SEIN LEBENSBILD zu ahnen, dass zwei Jahre später sein Sohn durch die Lösung eines brennen- den physikalischen Problems den Grundstock zu seiner künftigen Grösse u. Berühmtheit legen würde. Wohl aber hat die Mutter Albert Einsteins sich an der Bedeutung ihres Sohnes noch erfreuen können. Gross gewachsen, strotzend vor Gesundheit, blickten ihre grauen Augen-oft voll Schalkheit-in die Welt hinein. Ein gesunder Mutterwitz war ihr eigen. Ihren Gefühlen liess sie selten freien Lauf u. obschon von Haus aus an einen reichen Haushalt gewöhnt, fand sie sich, zwar schwer aber verständig in die veränderten Lebensbedingungen. Schon mit 17 Jahren verheiratet,[32] lernte sie früh die realen Seiten des Lebens kennen u. bewahrte auch stets einen gewissen realen Sinn im Grunde aber hatte sie eine warme fürsorgliche Natur. Daneben war sie sehr musikliebend u. spielte ausgezeichnet Klavier. Charakteristisch an ihr war eine ausdauernde Geduld, die sich u.a. bei der Anfertigung komplizierter u. zeitraubender Handarbeiten äusserte.[33] Jugendjahre. Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm geboren. Als er zur Welt kam, glaubte die Mutter, durch den Anblick des aussergewöhnlich grossen eckigen Hinterkopfes erschreckt, vorerst an eine Missgeburt. Erst der Arzt vermochte sie zu beruhigen, u. nach einigen Wochen war die Form des Schädels normal. Das von Anfang an sehr schwere Kind war immer still u. machte keine Mühe. Stundenlang spielte es für sich. Als die Grossmama es nach einiger Zeit zum ersten Mal sah, schlug sie vor Verwunderung die Hände über dem Kopf zusammen u. sagte fortwährend: Viel zu dick! viel zu dick![34] Die sonstige Entwicklung ging im Kindesalter langsam vor sich u. mit der Sprache ging es so schwer, dass die Umgebung befürchtete, es würde nie sprechen lernen.[35] Indessen war auch diese Sorge unbegründet. Als dem [32] Actually, Pauline Koch was 18 when she married on 8 August 1876, in Cannstatt. [33] when asked why her Pavia household ran so smoothly, Pauline Einstein "replied with a smile 'It is discipline.' She was the first to set an example of this: her hands were al- ways occupied with the most beautiful needle or lace work" (Marangoni 1955, p. 1). [34] Presumably grandmother Koch, since grandmother Einstein lived in Ulm. [35] "Es ist wahr, dass meine Eltern besorgt waren, weil ich verhältnismässig spät zu sprechen begann, sodass sie deshalb den Arzt konsultierten.... Die Entwicklung später war aber durchaus normal...." (Einstein to Sy- bille Blinoff, 21 May 1954). By the time he was two years and three months old, how- ever, grandmother Koch noted "seine drol- ligen Einfälle" (quoted in Hoffmann 1976, p. 22).