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Weise.[6]
Es ist besser, ich halte mich von ihnen ferne; das Bewusstsein, dass sie
sich gut entwickeln, muss mir genügen. Wie viel besser bin ich daran, wie die un-
zählbaren, die ihre Kinder im Kriege verloren haben! Auch Planck verlor so einen
Sohn der andere liegt seit fast 2 Jahren in französischer
Gefangenschaft.[7]
Es freut mich ausserordentlich, dass sich Besso so gut in seinen neuen Beruf ge-
funden
hat.[8]
Das hat er grossenteils Ihrem stabilisirenden Einfluss zu danken. Ich
habe in den Osterferien überaus hübsche Tage mit ihm
verbracht.[9]
Er ist einer der
besten Köpfe, die ich kennen gelernt habe und dabei ein ausgezeichneter Kerl.
Ich werde diese Ferien nicht nach der Schweiz kommen, einesteils weil ich auf
baldigen Frieden vertraue, sodass ich nächstes Frühjahr ohne diese Chikanen
hinreisen
könnte,[10]
andererseits weil ein Wiedersehen mit meinen Buben eher
schmerzhaft als erfreulich wäre.
Wissenschaftlich arbeite ich jetzt nur an kleineren Dingen, indem ich mehr be-
schaulich dahinlebe und mich an der Arbeit anderer freue. Die allgemeine Relati-
vität ist nun soweit durchgedrungen, dass ich meine diesbezügliche Aufgabe als
gelöst betrachten kann.
Gegenüber dem wahnsinnigen Treiben der grossen Welt schliesse ich nach Mög-
lichkeit die Augen, indem ich das soziale Gefühl noch vollends verloren habe. Wie
kann man in einem solchen sozialen Ungetüm aufgehen, wenn man ein anständiger
Mensch ist? Ein flüchtiger Blick in eine Zeitung genügt, um einem die Mitwelt zu
verekeln.[11]
Nur in einzelnen Menschen kann man Trost finden.
Herzliche Grüsse von Ihrem
Einstein.
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 498].
[1]Year provided by the fact that during the war Einstein spent Easter in Switzerland only in 1916.
[2]Hans Albert Einstein and Eduard Einstein.
[3]Mileva Einstein-Maric; .
[4]Michele Besso.
[5]Possibly in part a reference to Mileva’s illness that Einstein was reluctant to accept. For Ein-
stein’s suspicions that Mileva was deceiving Zangger and Besso, see Einstein to Michele Besso,
14 July 1916 (Vol. 8, Doc. 233).
[6]Einstein had spent a three-week vacation in Switzerland starting on 6 April 1916. The falling out
with Hans Albert was over Einstein’s refusal to visit Mileva (see Einstein to Elsa Einstein, 21 April
1916 [Vol. 8, Doc. 216]).
[7]Max Planck’s eldest son, Karl (1882–1916), was killed in the war. Erwin Planck was the
prisoner-of-war.
[8]Michele Besso was awarded the right to teach (venia legendi) at the Swiss Federal Institute of
Technology on the theory and practice of patent law on 3 April 1916 (see Einstein to Elsa Einstein,
21 April 1916 [Vol. 8, Doc. 216]).
[9]See Einstein to Michele Besso, 22 April 1916 (Vol. 8, Doc. 217), and 14 May 1916 (Vol. 8,
Doc. 219).
[10]A reference to the difficulties Einstein had experienced at the German-Swiss border (see Vol. 8,
Docs. 118a and 209a, in the present volume).
[11]The Battle of the Somme, in which more than 1 million soldiers died, had begun on 1 July 1916.