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zu mir zu nehmen, habe ich wieder
verlassen.[1]
Einmal scheint mir die hiesige
Umgebung für den Jungen ungeeignet, ferner wäre es zu hart für meine Frau, den
Jungen so weit fort zu lassen. Dann aber würde die hiesige Haushaltung auch ziem-
liche Schwierigkeiten machen. So kommen drei Möglichkeiten in Betracht. 1) Ich
gebe ihn nach Luzern zu meiner Schwester, einer kinderlosen, intelligenten und
gutmütigen Frau, die in Luzern verheiratet ist an einen
Bundesbeamten.[2]
2) Ich
gebe ihn zu Tanner, meinem früheren Schüler, der Lehrer in Frauenfeld an der Kan-
tonsschule
ist.[3]
3) Landerziehungsheim
Glarisegg.[4]
1) wäre mir am liebsten,
wird aber bei der misstrauischen Frau auf Schwierigkeiten stossen. 2) wäre nicht
schlecht, 3) vielleicht für meine Verhältnisse zu teuer.
Ich kann nämlich von nun an rechnen, dass mir nach Abzug der hohen Steuern
noch 13000 M Einkommen bleiben, während ich die letzten Jahre ziemlich bedeu-
tende aussergewöhnliche Nebenverdienste
hatte.[5]
Berücksichtigt man dazu die
Kursverhältnisse sowie den Umstand, dass ich auch meine Mutter, wenn auch nicht
sehr bedeutend, unterstützen
muss,[6]
so zeigt sich die Notwendigkeit, ziemlich zu
sparen, besonders da doch unbedingt für meine Buben jährlich etwas zurückgelegt
werden muss, damit ihre Erziehung und Studium gesichert
erscheint.[7]
Dabei den-
ke ich gar nicht an die bösen Aussichten, die für meinen Kleinen vorhanden sind;
ein Grund mehr zum sorgfältigen Haushalten. In diesem Jahr habe ich meiner Fa-
milie über 8000 M
geschickt;[8]
dies könnte ich für die Dauer nicht.
Von diesem Standpunkt muss die Frage mitbetrachtet werden, wie meine Frau
mit dem Kleinen dauernd versorgt werden soll. Das ist mir ein Rätsel, aber ich den-
ke, dass sie keinesfalls wieder einen selbständigen Haushalt anfangen soll; dazu
wird sie sich wohl nicht mehr genug erholen können. Könnte der Haushalt nicht
vielleicht ganz aufgelöst und die Möbel verkauft werden? Aber dies wird die Frau
nicht wollen, es kann ihr nicht einmal vorgeschlagen werden. Übrigens eilt ja die
Entscheidung darüber nicht; wir können darüber in 2 Monaten schlüssig werden,
wenn ich dort bin.
Es ist von Ihnen und Ihrer Frau rührend, dass Sie Albert in Ihr Haus auf-
nehmen.[9]
Aber ich würde es sehr wünschen, wenn er schon recht bald definitiv
untergebracht werden könnte. Am liebsten wäre mirs bei meiner Schwester, die ich
sehr schätze (Brambergstr 16A). Einsprache von meiner Frau würde ich nicht be-
rücksichtigen. Sie ist krankhaft feindselig und misstrauisch. Auch Einsprache des
Jungen würde nichts bedeuten, da er beeinflusst ist. Er hätte es dort sehr schön. Ich
will auch Besso fragen, der ja alle Beteiligten
kennt.[10]
Es hat mich sehr gefreut, dass nun die Angelegenheit A. mit solcher Wärme auf-
genommen worden ist. Wenn die Sache auch an sich wenig in die Wagschale fallen
wird, so ist es doch hoch erfreulich, dass unsere Zürich dabei sind, wenn es was
Rechtes für sie zu thun gibt. Ich bin neugierig, wie sich die Sache
macht.[11]
A’s
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