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keinen Heiligen! Er ist vergnügt und verspielt und seine Briefe spiegeln erfreuli-
cherweise einen leichten Sinn. Er treibt sich lieber mit seinen Altersgenossen als
mit dem grämlichen und würdigen Papa herum, gottlob und Dank. Wenn ich ihn
trotzdem im Juli aufsuche und mit ihm wandere, so wird es mehr mir als ihm eine
Freude sein; die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist immer etwas einseitig, aber
dabei doch nicht unglücklich! Wenn ich aber von Frau
Besso[8]
und von Ihnen Lie-
be und Gewissen gepredigt bekomme und an meine gröblichen Verletzungen der
Vaterpflicht erinnert werde, dann kann ich mich eines Lächelns nicht enthalten.
Ich kann nicht anders als gestehen, dass es mich sehr bedrückt, dass Sie durch
mich so belastet sind. Dies Bewusstsein werde ich den ganzen Tag nicht los. Ich
bitte Sie inständig, sich mit meiner Schwester zu
besprechen,[9]
damit sie Ihnen die
Lasten abnimmt, die nicht für Ihre sonst schon so belasteten Schultern da sind. Hel-
fen Sie dazu, dass Miza meiner Schwester das nötige Vertrauen schenkt, dass sie
Albert zu sich nehmen kann, wie es unter den obwaltenden Umständen selbstver-
ständlich
ist.[10]
Geben Sie Albert das Büchlein nicht; er ist noch nicht reif
dafür.[11]
Sein Interesse an den Dingen ist noch spielerisch, nicht eigentlich intellektuell, wie
es ja dem kindlichen Alter entspricht.
Herzliche Grüsse von Ihrem
Einstein.
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 461].
[1]Einstein had learned of the termination of his extra earnings in mid-May (see Einstein to
Michele Besso, 15 May 1917 [Vol. 8, Doc. 340]).
[2]A month earlier, Einstein had also expressed concern about savings for the future education of
his sons (see Vol. 8, Doc. 332a, in the present volume).
[3]Zangger informed Einstein two weeks earlier that he had reserved a place for Eduard Einstein
at the sanatorium Höchwald in Arosa for this price (see Heinrich Zangger to Einstein, 20 May 1917
[Vol. 8, Doc. 342]).
[4]In his last letter, Zangger had suggested that Einstein would have fewer difficulties if he were in
Zurich (see Heinrich Zangger to Einstein, 20 May 1917 [Vol. 8, Doc. 342]).
[5]Throughout his Berlin years, Einstein felt a particular appreciation for his colleague Max Planck
(see, e.g., Einstein to Michele Besso, 21 December 1915 [Vol. 8, Doc. 168]).
[6]Two years earlier and two months later, Einstein also referred to Switzerland as “my home coun-
try” (“meine Heimat”; see Einstein to Romain Rolland, 20 March 1915, and Einstein to Tullio Levi-
Civita, 2 August 1917 [Vol. 8, Docs. 65 and 368]).
[7]In the postscript of his latest letter, Zangger had admonished Einstein not to disappoint Hans
Albert about a visit in July (see Heinrich Zangger to Einstein, 20 May 1917 [Vol. 8, Doc. 342]).
[8]Anna Besso-Winteler (1872–1944), Michele Besso’s wife and Paul Winteler’s sister.
[9]Maja Winteler-Einstein.
[10]A month earlier, Einstein had expressed his great confidence and trust in his sister and his desire
that she take Hans Albert to live with her (see Vol. 8, Doc. 332a, in the present volume).
[11]Einstein 1917a (Vol. 6, Doc. 42), Einstein’s popular book on relativity (see Heinrich Zangger
to Einstein, 20 May 1917 [Vol. 8. Doc. 342]). Zangger had already given the book to Hans Albert (see
the preceding document).